Dienstag, 7. September 2010

Eine Reise in die ungewisse Bürokratie

Der Weg ab Wiesbaden bis zur Grenze Polen/ Ukraine war eine Fahrt auf gut ausgebauten Strassen.


Am Zoll angekommen, stand der LKW in einer Schlange von immerhin ca. 300 wartenden Truckern, die eben auch genau über diese Grenze wollten.


Hier fiel mir dann aber wieder die Lutz Heer Taktik ein. Mit einem Handfunkgerät bewaffnet, im Sprinter die ganze Schlange überholt und direkt bis zum Zöllner vorgefahren. Maksim von RT74, der als Dolmetscher und wie sich im Laufe aller weiteren Verhandlungen herausstellte auch ein hervorragender Diplomat ist, bekamen wir dann das OK: Unser Truck darf direkt an den Wartenden bis nach vorne fahren und wurde bevorzugt abgefertigt.


Schwieriger gestaltete sich die ganze Sache auf der ukrainischen Seite. Nicht nur das es bereits seit längerer Zeit vom Himmel kübelte, was das Zeug hielt, nein, die Probleme fingen erst an.

Zuerst die Passkontrolle und dann direkt das Ausfüllen der Visabescheinigungen. Die Ankunftsseite wurde direkt abgerissen und die


Ausreisebestätigung muss man während des Aufenthaltes aufbewahren. Nicht verlieren, denn bei Verlust werden immerhin der Monatslohnes eines Angestellten der ukrainischen Regierung fällig, was in Zahlen ausgedrückt immer noch 160 € darstellt.

Anschließend wurden die Begleitpapiere der Ladung in Augenschein genommen. Na jetzt kann es ja nicht mehr lange dauern und wir sind über den Zoll..... so dachten wir. Es kommt immer anders und dann auch noch wie gedacht: Der Stempelstapellauf oder auch Stempelschnitzeljagd begann erst. Auch hier bewies Maksim wieder die Nerven, die wie er selbst mit einem verschmitzten Lächeln mich schlau machte, er doch beim Schach spielen erlernte. Ich glaube eher, dass er diese Gabe mit in seine St. Petersburger Wiege mit reingelegt bekam.

An Stempelkissen 4 oder 5 saß dann ein süffisant lächelnder Zollbeamter, der den langersehnte Fehler bei uns fand. Die Bescheinigung aus Berlin vom Amt des Güterfernverkehs fehlte uns. Die Ansage war kurz und bündig: "Sie können ohne den Beleg, der in Deutschland für ganze 15 € zu haben ist, nicht in unser Land einreisen." Diese Information über diesen Beleg hatte ich leider nicht bekommen. Auch hier konnte dann, nach circa einer Stunde und diversen Gesprächen mit den anderen Wartenden klären, dass man sicherlich noch eine Lösung finden könne. Naja, wir haben das Problem dann gelöst und konnten unseren Weg nach Odessa fortsetzen.


Nach 9 Stunden, viel Regen und mehreren Stempeln später kamen wir dann wieder auf die Straße. Tempo 90 mussten wir uns jetzt allerdings für die nächsten 1180 KM abschminken.

(Maksim und Tommy am letzten Kontrollpunkt)


Nach weiteren 18 Stunden Fahrt haben wir dann nach insgesamt 50 Stunden und 2.300 KM unser Ziel in Odessa erreicht.

Direkt zum Zoll und die Ladung angemeldet.
Danach war Andreas Hamburg im Auftrag der DELKU (Deutsche Evangelisch Lutherischen Kirche in der Ukraine) dran. Zwar waren es hier einige Stempel weniger, dafür hat uns aber ein wesentliches Papier gefehlt. Ein entsprechender Antrag war bereits bei einer Komission in Odesssa eingereicht, aber eben noch nicht entschieden. Der Antrag zielt darauf hin ab, dass die Regierung unsere mitgebrachten Betten als humanitäre Hilfe ansieht und damit der entsprechende Steuersatz nicht erhoben wird. Wenn diese Komission in Odessa das OK gibt, so geht dieser ganze Vorgang noch zu einer zusätzliche Abteilung nach Kiew, wo dann entschieden wird, ob dem vorliegenden Antrag die Steuerbefreiung erteilt wird, oder auch nicht. Es kam wie es kommen mußte, diese Komission in Kiew tagt erst ab dem 16.09., was aber eine schnelle Entladung und den Bettenaufbau durch uns unmöglich machte.

Enttäuscht, aber dennoch motiviert, haben wir uns dann am Abend auf den Weg in die Stadt begeben, waren gut Essen und haben weitere Pläne für den restlichen Ablauf gemacht.

Am Dienstag sind wir dann mit dem Sprinter nach Saratski gefahren und der erste positive Ausblick waren die reparierten Strassen. Noch im März, bei dem Besuch von Peter Weiß und mir im Kinderdorf, mussten wir die Schlaglöcher nicht suchen, sondern einen Weg dadurch.

Nachdem bei allen mitfahrenden Freunden die Enttäuschung doch im Gesicht zu sehen war, dass wir die Betten nicht mitbringen konnten, so änderte sich das Schlagartig beim Betreten des Kinderdorfes.
Ach schau doch mal hier und...... das gibt es doch nicht, waren nur 2 von ganz vielen Aussagen, die mir entgegen gebracht wurden.

Viktor Sporish, der Direktor des Kinderdorfes, begleitete uns die ganze 7 Stunden vor Ort. Carsten Höper und Thomas Reinbothe nahmen die Vermessung des Kido`s vor und haben einen Lageplan erstellt und sich ein Bild von der Ist- Situation der Heizung gemacht. So nebenbei kam das Alter des Heizkessels herraus: 26 Jahre mit ca. 2.000 Tonnen Braunkohle pro Jahr sind immerhin 46.000 Tonnen Braunkohle, die hier durch den Kessel gegangen sind.

Jetzt kamen alle Tabler- Serviceherzen zu ihrem Erlebnis. Auch war es jetzt nicht mehr ganz so schlimm, dass die Betten erst gegen Ende September nach Saratski kommen, denn den Menschen vor Ort war es viel wichtiger zu wissen, dass die Betten kommen. Die Kinder freuen sich darauf und wir tun das natürlich auch. Zu den einzelnen "Erlebnissen" werden alle TN noch selbst ein paar Eindrücke über diese Aktion einstellen.
Eine gelungene Reise, wenn auch nicht vollständig in unserer Planung erfüllt. Spontan kamen mehrere Aussagen wie: "Wenn der Zoll die Betten frei gibt, fliegen wir nochmal her und bauen auf."

Morgen werden wir noch den LKW ausladen und die Ladung verschwindet erst einmal in den heiligen Hallen des Zolls. Bei Freigabe entsehen uns durch die Lagerung keine Kosten und die Abholung wird durch das KIDO organisiert. Danach wollen wir der Kreisverwaltung noch einen Besuch abstatten und weitere Absprachen bezgl. des Weihnachtskonvois treffen.
Danach geht es ab ca. 18 Uhr auf die Heimreise.

Bilder zu den jeweilige Themen werde ich dann später noch einstellen, denn es ist hier schon 2 Uhr in der Früh und werden die nächsten 2 Nächte mehr oder minder ohne Schlaf auskommen müssen.

Chritian Frößl und Christoph Jöckel mussten uns leider heute per Flieger verlassen. Danke Jungs, dass Ihr dabei wart. Ich denke dass diese lange Reise eine Bereicherung für jeden von uns war und noch ist.

Gutes Nächtle

Tommy

PS: @Peter Weiß: Liebe Grüße von Kyrill!! Ich habe Maksim übersetzen lassen.

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