Hier der Bericht von Robert Schüler, RT 74 Hanau:
Es fing für
mich damit an, dass ich an Fronleichnam beim Wandern mit Kollegen in Österreich
einen Anruf von Tommy bekam der mich fragte: „ Mensch Robert, hast du eventuell
vom 24. bis 28. die Möglichkeit dir Urlaub zu nehmen um nach Odessa zu
fliegen?“ Da auf 2200 Metern der Handyempfang nicht der beste war musste ich
zwei Tage später zurück in Deutschland nochmal zurückrufen um Tommy zu fragen,
ob ich mich nicht eventuell verhört hatte. Dem war aber nicht so.
Und da eh
noch Urlaub nicht verplant war sagte ich Ihm spontan zu und saß drei Wochen
später im Flieger, der mich über Warschau nach Odessa brachte.
In Odessa
gelandet konnte man auch mit ungeübtem Auge Unterschiede zu Deutschland
feststellen. In Frankfurt, wo jederzeit gefühlt unzählige Flugzeuge jederzeit
stehen war ich auf einem Flughafen angekommen, auf dem es ein Flughafengebäude
gab und außer vier bis fünf kleinen Privatjets nur eine mittelgroße
Propellermaschine stand. Vom Flugzeug wurden wir dann von einem Bus abgeholt,
was soweit ja nichts Besonderes gewesen wäre, wäre dieser nicht großflächig mit
Werbung des RMV, des Rhein-Main-Verkehrsverbunds beklebt worden. Jetzt weiß ich
zumindest, wohin unsere alten Busse gehen.
Vom Flughafen
holte mich unser Kontakt bei der DELKU in Odessa, Vitaly ab. Da mir morgens
früh noch mitgeteilt wurde, dass Peter von OT 252 Brake leider aufgrund von
Buchungsfehlern nicht vor mir, sondern erst Stunden nach mir ankommen würde war
ich darüber sehr dankbar, war ich doch zum ersten Mal überhaupt in der Ukraine
und Peter der Erfahrene Konvoi-Odessa-Besucher.
Vom Flughafen
ging es direkt zu unserer Unterkunft, der DELKU (Deutsche
Evangelische-Lutherische Kirche der Ukraine) wo wir im ehemaligen Pfarrhaus der
Kirche untergebracht waren. Dort konnte ich nun erstmal etwas mich mit dem
Wetter anfreunden (Es waren 30 Grad warm während ich am Morgen in Frankfurt bei
unter 10 Grad gestartet war). Weiter konnte ich einen kleinen
Erkundungsspaziergang um den Block unternehmen bei den Auffiel, dass alle
Fenster und Türen stark vergittert sind und sogar die Getränkeautomaten auf der
Straße besser gesichert scheinen als bei uns die Geldautomaten.
Gegen halb
zehn kam dann Peter mit der von Vitaly angekündigten Verspätung von über einer
Stunde an. (Vitaly hätte wohl alles auf die Verspätung verwettet als die
Airline noch nichts davon wusste).
Da es nun
leider zu spät war, um sich mit den Stadtverantwortlichen noch wie geplant zum
Essen zu treffen gingen wir nur zu dritt los um eine Lagebesprechung für die
kommenden drei Tage zu halten. Bei dem ersten ukrainischen Bier und gutem Essen
erklärte Vitaly und die für die kommenden Tage zu besichtigenden
Ausgabestellen. Da Peter und ich aber
von dem anstrengendem Flugtag recht müde waren wurde im Anschluss die Stadt
nicht mehr groß erkundet sondern bald zurück ins Quartier gefahren um fit für
den kommenden Tag zu sein.
Dieser
startete mit einem Frühstück in der Innenstadt. Hier trafen wir wieder Vitaly
sowie Julia und Alexander, die uns in den kommenden Tagen als Dolmetscher zu
Seite stehen sollten. Beide sind bzw. waren Schüler einer deutschen Schule in
Odessa, sprachen aber ein sehr gutes Deutsch und haben das alles rein
freiwillig gemacht, daher sei an dieser Stelle den beiden nochmals sehr
gedankt. Besonderer Dank aber auch an Karina Beigelzimer, der Lehrerin der Schule. Karina unterstütze schon den Konvoi im März beim Dolmetschen und gibt Ihren Schülern hiermit die Möglichkeit, das Erlernte umzusetzen.
Vom Frühstück
ging es dann mit einem kleinen Umweg durch die Innenstadt zum ersten
Verteilzentrum, einer Einrichtung, die sich um Kinder von sozial schwachen
Familien kümmert die dort komplett leben können.
Hier war der Krieg
gegenwärtig, denn die eigentliche Turnhalle ist zu einem Bettenlager
umfunktioniert um Flüchtlinge aufnehmen zu können. Nach einer Führung durch die
Einrichtung durch die Leiterin der Einrichtung bei der wir sehr dankbar waren
unsere roten Konvoijacken tragen zu können bei 31 Grad im Schatten ;-) ging es
zu dem Aufenthaltsraum in dem einige Familien auf die Verteilung von den
Spenden warteten.
Hier konnten wir uns und Round Table vorstellen und auch die Zusammenarbeit mit den Damen von LCD wurde natürlich nicht vergessen. Danach wurden einige Kartons geöffnet und wir konnten einige Teile verteilen, die glücklichen Blicke und dankbaren Handshakes waren ein großartiges Gefühl als Belohnung für das Etiketten-raustrennen im Frühjahr.
Weiterhin wurde eine „Dankbarkeits-Urkunde" und kleine getöpferte Geschenke überreicht bevor wir uns verabschiedeten.
Da wir nun
einige Zeit frei hatten vor dem nächsten Termin boten sich Julia und Alexander
spontan an für uns Reiseführer zu spielen und uns die Innenstadt mit Ihren
Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Odessa ist eine sehr schöne Stadt mit unglaublich
tollen Bauwerken, inklusive einer Oper die der Semperoper oder dem Wiener
Opernhaus in nichts nachsteht, wurde Sie doch auch vom Architekten des Wiener
Hauses errichtet. Was bei dem Bummel durch die Stadt an jeder Ecke auffiel war
nicht die vielleicht erwartete Armut sondern vielmehr überall zur Schau
gestellter Reichtum. An jeder Ecke standen große SUV der bekannten Deutschen
Marken und Peter und ich sind uns einig noch nie so viele S-Klassen an einem
Ort gesehen zu haben.
Aber sobald man das Zentrum verlässt wird es immer ärmer
und man sieht des häufigeren auch Leute, die Mülltonnen durchstöbern und in
keiner guten Verfassung sind. Auch der Krieg ist allgegenwärtig da an vielen
Ecken Soldaten stehen und Spenden für den Krieg sammeln oder auch auf dem
Hauptplatz im Zentrum eine Fotoausstellung aufgebaut ist mit Bildern aus dem
Krisengebiet.
Am Nachmittag
stand dann der Besuch einer weiteren Unterstützen Einrichtung an, einem Wohnheim
für Behinderte. Dort wurden wir überaus herzlich von der Leiterin mit
Speckbroten und Wodka begrüßt.
Nach der Stärkung wurde uns von den begeisterten
Bewohnern die Einrichtung gezeigt und im Anschluss könnten wir einige Fotos mit
den Bewohnern machen die sich wieder einmal überschwänglich und total rührend
bei uns bedankten. Im Nachgang wurden
wir mit einem großen Essen überrascht. Dabei konnten wir auch einen spontanen
Besuch in den Behindertenwerkstätten des Wohnheims am nächsten Tag ausmachen.
Dieser Besuch
war am nächsten Tag sehr interessant, da wir nun auch zum ersten Mal eine der
organisierten Verteilungen der Kleidung in einem Teil der Behindertenwerkstatt
ansehen konnten. Die Kleidung war dort nach Sorten und Größen vorsortiert und
wurde an Bedürftige verteilt, die sich jedoch im Vorfeld für die Spenden
registrieren und legitimieren mussten. Vor Ort wurden die Teile dann nur gegen
Vorlage des Passes und Unterschrift ausgegeben wurden. Ich hätte nicht gedacht,
dass ich als Deutscher einmal etwas als bürokratischer als in Deutschland
erleben würde.
Nachdem wir
von der Leiterin der Werkstätten wieder herzlich verabschiedet wurden mit der
Bitte, die Augen in Deutschland nach Rollstühlen für Kinder offen zu halten fuhren wir zu der letzten zu besichtigenden Einrichtung in der eine große
Veranstaltung geplant war. Der Ort war ein Zentrum für Kinderreiche Familien
welches in der letzten Zeit aber auch Anlaufstelle für Flüchtlinge wurde.
Hier wurden
wir etwas vom Umfang des Treffens überrascht. Es war eine große Halle, die
schon vollgefüllt mit Familien war, die im Anschluss an die Veranstaltung
Spenden erhalten sollten. Aber nicht nur sie waren anwesend, sondern auch die
Vertreterin des Bürgermeisters von Odessa und zwei Kamerateams.
Wir durften
nun abermals das Projekt vorstellen sowie etwas zum Weihnachtspäckchenkonvoi
und Round Table erzählen. Im Nachgang wurden einige Reden gehalten in denen
Round Table gedankt wurde für das Engagement in Odessa. Weiter hatten einige
Kinder des Zentrums Tänze und Gesangsstücke einstudiert die wir bewundern
durften.
Danach wurden
Peter und ich von der anwesenden Presse interviewt und konnten abermals Werbung
für unsere gute Sache machen und erklären wer wir sind. Leider musste ich dabei
wieder einmal feststellen, dass wir weit weniger bekannt sind wie die anderen
großen Serviceclubs (die roten Jacken kennt aber mittlerweile JEDER in Odessa! Anm. d. Red.).
Nachdem auch
diese Hürde genommen war durften wir nun vorsortierte Kleidungspakete an die
anwesenden Familien verteilen. Wieder einmal wurden wir mit Danksagungen
überhäuft, die wir hiermit gerne an all jene weitergeben, die bei der großartigen Aktion geholfen haben.
"Die Hilfe kam wirklich dort an wo sie benötigt wird.
Im Anschluss
wurden noch Fotos mit den Verantwortlichen gemacht und einigen der Anwesenden.
Danach Verabschiedeten wir uns von den Verantwortlichen sowie unseren
Dolmetschern nicht ohne jedoch deren Wünsche entgegen genommen zu haben, dass
beide auch bei den Päckchen im Dezember gern helfen möchten.
Zurück an der
Delku angekommen verabschiedeten wir uns von Vitaly und ich konnte ihm noch ein
Banner unseres Tisches überreichen.
Den
restlichen Freitag und den halben Samstag verbrachten wir mit Stadtbummel und
einem Spaziergang über einen Flohmarkt sowie dem Besuch des Steakhauses vor
Ort, welches alle Odessafahrer vom Konvoi sicher noch kennen werden.
Mit einem
guten Rückflug am Samstag endete diese durchaus beeindruckende Reise für mich
und ich bin nun wieder einmal mehr darin bestärkt, dass wir mit Round Table
genau das Richtige machen und der geilste Club der Welt sind.
Ich kann
allen nur empfehlen sich Odessa einmal selber anzusehen, besonders aber auch
den Konvoifahrern, denn es hat seine Vorteile, die Stadt bei schönem, warmen
Wetter zu besuchen.
Gerne
berichte ich euch auch noch mehr im Persönlichen Gespräch Zentrallager des Weihnachtspäckchenkonvois im
November davon und verbleibe bis dahin mit
besten Grüßen
& YiT, Robert
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