Montag, 20. Juli 2015

Die Spendenware in Odessa ist verteilt!



Hier der Bericht von Robert Schüler, RT 74 Hanau:

 
Es fing für mich damit an, dass ich an Fronleichnam beim Wandern mit Kollegen in Österreich einen Anruf von Tommy bekam der mich fragte: „ Mensch Robert, hast du eventuell vom 24. bis 28. die Möglichkeit dir Urlaub zu nehmen um nach Odessa zu fliegen?“ Da auf 2200 Metern der Handyempfang nicht der beste war musste ich zwei Tage später zurück in Deutschland nochmal zurückrufen um Tommy zu fragen, ob ich mich nicht eventuell verhört hatte. Dem war aber nicht so. 
Und da eh noch Urlaub nicht verplant war sagte ich Ihm spontan zu und saß drei Wochen später im Flieger, der mich über Warschau nach Odessa brachte.

In Odessa gelandet konnte man auch mit ungeübtem Auge Unterschiede zu Deutschland feststellen. In Frankfurt, wo jederzeit gefühlt unzählige Flugzeuge jederzeit stehen war ich auf einem Flughafen angekommen, auf dem es ein Flughafengebäude gab und außer vier bis fünf kleinen Privatjets nur eine mittelgroße Propellermaschine stand. Vom Flugzeug wurden wir dann von einem Bus abgeholt, was soweit ja nichts Besonderes gewesen wäre, wäre dieser nicht großflächig mit Werbung des RMV, des Rhein-Main-Verkehrsverbunds beklebt worden. Jetzt weiß ich zumindest, wohin unsere alten Busse gehen.
Vom Flughafen holte mich unser Kontakt bei der DELKU in Odessa, Vitaly ab. Da mir morgens früh noch mitgeteilt wurde, dass Peter von OT 252 Brake leider aufgrund von Buchungsfehlern nicht vor mir, sondern erst Stunden nach mir ankommen würde war ich darüber sehr dankbar, war ich doch zum ersten Mal überhaupt in der Ukraine und Peter der Erfahrene Konvoi-Odessa-Besucher.
Vom Flughafen ging es direkt zu unserer Unterkunft, der DELKU (Deutsche Evangelische-Lutherische Kirche der Ukraine) wo wir im ehemaligen Pfarrhaus der Kirche untergebracht waren. Dort konnte ich nun erstmal etwas mich mit dem Wetter anfreunden (Es waren 30 Grad warm während ich am Morgen in Frankfurt bei unter 10 Grad gestartet war). Weiter konnte ich einen kleinen Erkundungsspaziergang um den Block unternehmen bei den Auffiel, dass alle Fenster und Türen stark vergittert sind und sogar die Getränkeautomaten auf der Straße besser gesichert scheinen als bei uns die Geldautomaten.
Gegen halb zehn kam dann Peter mit der von Vitaly angekündigten Verspätung von über einer Stunde an. (Vitaly hätte wohl alles auf die Verspätung verwettet als die Airline noch nichts davon wusste).
Da es nun leider zu spät war, um sich mit den Stadtverantwortlichen noch wie geplant zum Essen zu treffen gingen wir nur zu dritt los um eine Lagebesprechung für die kommenden drei Tage zu halten. Bei dem ersten ukrainischen Bier und gutem Essen erklärte Vitaly und die für die kommenden Tage zu besichtigenden Ausgabestellen. Da  Peter und ich aber von dem anstrengendem Flugtag recht müde waren wurde im Anschluss die Stadt nicht mehr groß erkundet sondern bald zurück ins Quartier gefahren um fit für den kommenden Tag zu sein. 

Dieser startete mit einem Frühstück in der Innenstadt. Hier trafen wir wieder Vitaly sowie Julia und Alexander, die uns in den kommenden Tagen als Dolmetscher zu Seite stehen sollten. Beide sind bzw. waren Schüler einer deutschen Schule in Odessa, sprachen aber ein sehr gutes Deutsch und haben das alles rein freiwillig gemacht, daher sei an dieser Stelle den beiden nochmals sehr gedankt. Besonderer Dank aber auch an Karina Beigelzimer, der Lehrerin der Schule. Karina unterstütze schon den Konvoi im März beim Dolmetschen und gibt Ihren Schülern hiermit die Möglichkeit, das Erlernte umzusetzen.

Vom Frühstück ging es dann mit einem kleinen Umweg durch die Innenstadt zum ersten Verteilzentrum, einer Einrichtung, die sich um Kinder von sozial schwachen Familien kümmert die dort komplett leben können. 
Hier war der Krieg gegenwärtig, denn die eigentliche Turnhalle ist zu einem Bettenlager umfunktioniert um Flüchtlinge aufnehmen zu können. Nach einer Führung durch die Einrichtung durch die Leiterin der Einrichtung bei der wir sehr dankbar waren unsere roten Konvoijacken tragen zu können bei 31 Grad im Schatten ;-) ging es zu dem Aufenthaltsraum in dem einige Familien auf die Verteilung von den Spenden warteten. 

    




































Hier konnten wir uns und Round Table vorstellen und auch die Zusammenarbeit mit den Damen von LCD wurde natürlich nicht vergessen. Danach wurden einige Kartons geöffnet und wir konnten einige Teile verteilen, die glücklichen Blicke und dankbaren Handshakes waren ein großartiges Gefühl als Belohnung für das Etiketten-raustrennen im Frühjahr.
Weiterhin wurde eine „Dankbarkeits-Urkunde" und kleine getöpferte Geschenke überreicht bevor wir uns verabschiedeten.

Da wir nun einige Zeit frei hatten vor dem nächsten Termin boten sich Julia und Alexander spontan an für uns Reiseführer zu spielen und uns die Innenstadt mit Ihren Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Odessa ist eine sehr schöne Stadt mit unglaublich tollen Bauwerken, inklusive einer Oper die der Semperoper oder dem Wiener Opernhaus in nichts nachsteht, wurde Sie doch auch vom Architekten des Wiener Hauses errichtet. Was bei dem Bummel durch die Stadt an jeder Ecke auffiel war nicht die vielleicht erwartete Armut sondern vielmehr überall zur Schau gestellter Reichtum. An jeder Ecke standen große SUV der bekannten Deutschen Marken und Peter und ich sind uns einig noch nie so viele S-Klassen an einem Ort gesehen zu haben.
Aber sobald man das Zentrum verlässt wird es immer ärmer und man sieht des häufigeren auch Leute, die Mülltonnen durchstöbern und in keiner guten Verfassung sind. Auch der Krieg ist allgegenwärtig da an vielen Ecken Soldaten stehen und Spenden für den Krieg sammeln oder auch auf dem Hauptplatz im Zentrum eine Fotoausstellung aufgebaut ist mit Bildern aus dem Krisengebiet. 

Am Nachmittag stand dann der Besuch einer weiteren Unterstützen Einrichtung an, einem Wohnheim für Behinderte. Dort wurden wir überaus herzlich von der Leiterin mit Speckbroten und Wodka begrüßt. 
Nach der Stärkung wurde uns von den begeisterten Bewohnern die Einrichtung gezeigt und im Anschluss könnten wir einige Fotos mit den Bewohnern machen die sich wieder einmal überschwänglich und total rührend bei uns bedankten.  Im Nachgang wurden wir mit einem großen Essen überrascht. Dabei konnten wir auch einen spontanen Besuch in den Behindertenwerkstätten des Wohnheims am nächsten Tag ausmachen.

Dieser Besuch war am nächsten Tag sehr interessant, da wir nun auch zum ersten Mal eine der organisierten Verteilungen der Kleidung in einem Teil der Behindertenwerkstatt ansehen konnten. Die Kleidung war dort nach Sorten und Größen vorsortiert und wurde an Bedürftige verteilt, die sich jedoch im Vorfeld für die Spenden registrieren und legitimieren mussten. Vor Ort wurden die Teile dann nur gegen Vorlage des Passes und Unterschrift ausgegeben wurden. Ich hätte nicht gedacht, dass ich als Deutscher einmal etwas als bürokratischer als in Deutschland erleben würde.
 Nachdem wir von der Leiterin der Werkstätten wieder herzlich verabschiedet wurden mit der Bitte, die Augen in Deutschland nach Rollstühlen für Kinder offen zu halten fuhren wir zu der letzten zu besichtigenden Einrichtung in der eine große Veranstaltung geplant war. Der Ort war ein Zentrum für Kinderreiche Familien welches in der letzten Zeit aber auch Anlaufstelle für Flüchtlinge wurde.
Hier wurden wir etwas vom Umfang des Treffens überrascht. Es war eine große Halle, die schon vollgefüllt mit Familien war, die im Anschluss an die Veranstaltung Spenden erhalten sollten. Aber nicht nur sie waren anwesend, sondern auch die Vertreterin des Bürgermeisters von Odessa und zwei Kamerateams.
Wir durften nun abermals das Projekt vorstellen sowie etwas zum Weihnachtspäckchenkonvoi und Round Table erzählen. Im Nachgang wurden einige Reden gehalten in denen Round Table gedankt wurde für das Engagement in Odessa. Weiter hatten einige Kinder des Zentrums Tänze und Gesangsstücke einstudiert die wir bewundern durften.
Danach wurden Peter und ich von der anwesenden Presse interviewt und konnten abermals Werbung für unsere gute Sache machen und erklären wer wir sind. Leider musste ich dabei wieder einmal feststellen, dass wir weit weniger bekannt sind wie die anderen großen Serviceclubs (die roten Jacken kennt aber mittlerweile JEDER in Odessa! Anm. d. Red.). 

Nachdem auch diese Hürde genommen war durften wir nun vorsortierte Kleidungspakete an die anwesenden Familien verteilen. Wieder einmal wurden wir mit Danksagungen überhäuft, die wir hiermit gerne an all jene weitergeben, die bei der großartigen Aktion geholfen haben. 

"Die Hilfe kam wirklich dort an wo sie benötigt wird.

Im Anschluss wurden noch Fotos mit den Verantwortlichen gemacht und einigen der Anwesenden. Danach Verabschiedeten wir uns von den Verantwortlichen sowie unseren Dolmetschern nicht ohne jedoch deren Wünsche entgegen genommen zu haben, dass beide auch bei den Päckchen im Dezember gern helfen möchten.
Zurück an der Delku angekommen verabschiedeten wir uns von Vitaly und ich konnte ihm noch ein Banner unseres Tisches überreichen.
Den restlichen Freitag und den halben Samstag verbrachten wir mit Stadtbummel und einem Spaziergang über einen Flohmarkt sowie dem Besuch des Steakhauses vor Ort, welches alle Odessafahrer vom Konvoi sicher noch kennen werden.

Mit einem guten Rückflug am Samstag endete diese durchaus beeindruckende Reise für mich und ich bin nun wieder einmal mehr darin bestärkt, dass wir mit Round Table genau das Richtige machen und der geilste Club der Welt sind. 

Ich kann allen nur empfehlen sich Odessa einmal selber anzusehen, besonders aber auch den Konvoifahrern, denn es hat seine Vorteile, die Stadt bei schönem, warmen Wetter zu besuchen.
Gerne berichte ich euch auch noch mehr im Persönlichen Gespräch Zentrallager des Weihnachtspäckchenkonvois im November davon und verbleibe bis dahin mit
besten Grüßen & YiT, Robert

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