Unterwegs
mit dem Round Table Weihnachtspäckchenkonvoi in die Regensburger Partnerstadt.
Donnerstag
10.12.2015. Es ist geschafft! Rund 16000 Weihnachtspäckchen wurden von 39
freiwilligen Helfern des Round Table in und um Odessa verteilt. Nun sitzt die
Truppe im Bus der sie zurück bringt! Sie sind erschöpft, erschöpft aber
glücklich – denn was Ihnen bleibt ist die Erinnerung an viele glückliche
Kinderaugen und an Eindrücke die man eben nur gewinnt, wenn man selber mal
dabei gewesen ist! Und wenn man sieht mit welchen Hindernissen die vielen
tapferem Helfer in der Ukraine zu kämpfen haben, deren bürgerkriegsgebeutelte
Heimat schlicht und einfach nicht die finanziellen Mittel hat um soziale
Einrichtungen in der Art und Weise zu unterstützen wie sie es verdienen würden.
Daran können auch die freiwilligen Helfer des Round Table nichts ändern, aber
mit ihren Geschenken, welche deutsche Kinder für die ukrainischen Kinder und
Jugendliche gepackt haben, wird ein kleines Lächeln in die Gesichter von
Waisen, körperlich oder geistig
Behinderten und sozial schwachen Familien gezaubert, das den Alltag etwas
leichter macht. Und genau das ist auch der Lohn der freiwilligen Helfer unter
denen sich mit Dr. Holger Gößmann auch ein Mitglied des Round Table Regensburg.
Der Round Table – ein Service Club für junge Männer unter 40 Jahren, von dem es
in Deutschland rund 230 „Tische“ gibt – organisiert den
Weihnachtspäckchenkonvoi nun seit 15 Jahren. Angefangen hat man mit einem
Kinderheim in Rumänien. 2010 kam die Regensburger Partnerstadt Odessa dazu,
seit 2013 steht nun auch Moldawien auf dem Reiseplan der „Tabler“.
Das Konzept
ist denkbar einfach! Deutsche Kinder packen mit Hilfe Ihrer Eltern ein Weihnachtsgeschenk
etwa in der Größe eines Schuhkartons mit Spielsachen, Süßigkeiten und
Hygieneartikeln und der Weihnachtspäckchenkonvoi bringt die Päckchen in die
jeweiligen Zielorte. Dass es nicht ganz so einfach ist, wissen die Mannen um
Thomas Führer, der von Beginn an das Projekt von Hanau aus Deutschlandweit organisiert.
Denn bevor insgesamt 63.000 „Weihnachtspackerl“ – so viele kamen für alle drei
Zielorte 2015 zusammen - an ihre Bestimmungsorte gebracht werden können gilt es
die Geschenke nach Geschlecht und Alter zentral zu sortieren, in Paletten zu
verpacken, alle notwendigen Genehmigungen einzuholen und die finanziellen
Rahmenbedingungen zu schaffen. Denn obwohl alle Teilnehmer ausschließlich
ehrenamtlich arbeiten entstehen Kosten von rund 2 Euro pro Paket, hauptsächlich
für Sprit und Mautgebühren. Das Geld wird von den Tischen durch
Charity-Aktionen aller Art erwirtschaftet und für den Weihnachtspäckchenkonvoi
gespendet. Also eine Menge Engagement, die man aber beim Round Table und deren
Nachfolgeorganisation Old Table (für die Mitglieder, die die Altersgrenze von
40 Jahren überschritten haben) sehr gerne auf sich nimmt. „ Mit den Jahren ist
die Erfahrung gestiegen und wir haben mittlerweile an vielen Stellen feste
Ansprechpartner. Das macht unsere Arbeit viel leichter, weil wir das nötige
Vertrauen bei den offiziellen Stellen haben. Das hat etwas gedauert, nachdem
Sie die Nachhaltigkeit und Seriosität unseres Projektes erkannt haben ziehen
jetzt alle an einem Strang.“
„Es war eine
unglaubliche Erfahrung und ich bin sehr froh, dass ich dieses Jahr dabei sein
durfte!“ äußert sich Dr. Holger Gößmann,
den vor allem die finanziellen Rahmenbedingungen geschockt haben. „Als Arzt
gehört die Finanzierungsproblematik von Sozial- und Gesundheitswesen für uns
zum Alltag, wenn das Land sich zusätzlich noch im Krieg befindet und nach Jahrzehnten
des Sozialismus heruntergewirtschaftet ist, ist die Lage natürlich noch
schlechter. Wir waren zum Beispiel in einem Haus für Waisenkinder im Zentrum
der Millionenstadt am schwarzen Meer. Die Direktorin dort erhält für ihre Tätigkeit
im Monat 2.000 Hrywnja, das entspricht rund 80
Euro. Die staatlich anerkannte Armutsgrenze ab der man in der Ukraine
Sozialhilfe beantragen kann liegt bei 3.000 Hrywnja. Wie schlecht die Situation
für die weiteren Angestellten ist mag man sich nicht vorstellen. Auch die
Situation direkt in den Kriegsbieten an der Grenze zu Russland im Osten muss
entsprechend schlechter sein. Ein direkter Einblick ist aufgrund der
Sicherheitslage derzeit leider nicht moglich. Umso mehr war ich beeindruckt wie
liebevoll gepflegt und sauber die Einrichtungen waren, das kann nur aufgrund
persönlicher Initiative der Angestellten so sein. Geld für die Einrichtungsgegenstände
oder Putzfrauen ist schlicht keines da!“
Und gerade
beim Thema der Einrichtung fällt immer wieder der Name der Domstadt. „ Das hat
mich ganz besonders gefreut“ sagte der Oberarzt der Universitätsklinik „ Wo
immer man hingekommen ist, wurde die Städtepartnerschaft mit Regensburg ganz besonders gelobt. In vielen Einrichtungen
hat man auch erkennen können, dass sie aus Deutschland gespendet wurden. In
einer Schule habe ich bspw. eine gespendete Tafel gesehen, die noch nicht
aufgestellt war und die noch in Deutsch beschrieben war.“ So wurde der
Regensburger dann auch immer besonders herzlich begrüßt. „Es war großartig zu
sehen wie nachhaltig das Projekt mittlerweile wirkt. Der Konvoi ist von
Passanten erkannt worden, die spontan Tee und Kekse vorbeigebracht haben.“ Auch
die Aufmerksamkeit von Politik und Presse in der Ukraine ist mittlerweile
enorm. In einer Pressekonferenz waren unter den rund 200 Teilnehmern sowohl der
Bürgermeister von Odessa Gennady Trukhanov als auch zahlreiche Medienvertreter.
In Anbetracht des großen Erfolges stellt sich die Frage für die Regensburger
Tabler nicht. Sie werden sich auch 2016 wieder auf den Weg nach Odessa machen.
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