Mein Einsatz beim
Weihnachtspäckchenkonvoi war sowohl sehr lange geplant als auch sehr spontan.
Als ich von Sebastian Friedsam vor
ein paar Jahren erfahren habe, dass er mit dem Konvoi in die Ukraine fährt, war
ich „extrem neidisch“. ER fährt in die Ukraine, um die Geschenke an die armen
Kinder zu verteilen, und ICH tue nichts dergleichen. Aber es hat schon ein paar
Jahre gedauert, bis ich am 2. Dezember 2015 mich dabei ertappt habe, wie ich
mich zum Konvoi anmelde, Richtung Moldawien, ohne besondere Hoffnung auf
Erfolg: Es sind ja schließlich 178 andere Personen in der Liste...
Jedenfalls ahnte ich nichts, als
direkt am nächsten Morgen mein Handy klingelte, Tommy mich nach meinen Gründen
ausfragte und unmittelbar alles für meine Mitfahrt nach Moldawien organisiert
hat.
Ihr hättet die Augen meines Mannes
sehen sollen: „Wie... du fährst morgen nach Moldawien?..“. Und schon saß ich im
Bus mit 30 mir noch vor ein paar Tagen unbekannten Menschen.
Moldawien – mein Heimatland, in dem
ich die Hälfte meines Lebens verbracht habe, - war zu den sowjetischen Zeiten
eine der reichsten Republiken. Und aktuell – eins der ärmsten Länder Europas.
Eine Woche in Moldawien – gefühlte
vier Wochen meines Lebens.
Zurück aus Moldawien habe ich sehr
viele Eindrücke mitgebracht. Wie die Kinder sich auf die Geschenke freuen. Wie
das Gesicht einer jungen Mutter, selbst noch ein Kind, sich erleuchtet, als
ihre vier Kinder Geschenke bekommen. Wie ein Bürgermeister eines sehr armen
Dorfes, mit Tränen kämpfend, die Hände von Peter geschüttelt und sich für die
Geschenke bedankt hat. Er hat sich dafür bedankt, dass wir Ihm in so schweren
Zeiten helfen. Aber wenn sich die Zeiten ändern würden – und dass die Zeiten
sich schnell ändern können, das haben die Menschen in allen jehemaligen
Sowjetrepubliken erlebt, – würde er den Deutschen auch helfen. Auf jeden Fall.
Zurück aus Moldawien habe ich das
Gefühl der Bewunderung mitgebracht. Bewunderung für die Menschen, die im Laufe
des Jahres Geschenke sammeln, verpacken, sortieren, lagern; die sich um die
Spenden und Transport kümmern; die die LKWs und Reisebusse spenden; die sich im
Dezember einen unbezahlten Urlaub nehmen und alle Kosten für Hotel und Essen
selbst tragen; die die Strapazen einer langen Busfahrt auf sich nehmen, um
Geschenke zu verteilen; und das Ganze – für die leuchtenden Kinderaugen.
Bewunderung für die Menschen, die in Moldawien leben, wie Ivan Smolin und Marin
Besliu, die eine wohltätige Organisation „Perle“ gegründet haben, um den
Kindern eine Alternative für die Straße zu bieten. Die ausserdem oft unterwegs
sind, Familien besuchen, um rauszufinden, welche Hilfe benötigt wird. In den
Tagen nach unserem Besuch hatten sie vor, 10 Haushalte mit Brennholz für den
Winter zu beliefern.
Zurück aus Moldawien habe ich jede
Menge Traurigkeit mitgebracht. Ein ganz großes Problem in Moldawien sind die
verlassenen Kinder. Die Eltern sind im Ausland, um das Geld zu verdienen. Die
Kinder bleiben zu Hause, mit Großeltern. Im besten Fall können sich die
Großeltern um die Kinder kümmern, im Normallfall ist es umgekehrt - die Kinder
kümmern sich um sie. Nach ein paar Jahren leben sich die Ehepaare auseinander,
gründen ihre eigenen Familien. Die zurückgelassenen Kinder brauchen sie nicht
mehr. Irgendwann sind auch die Großeltern nicht mehr da. Marin und Ivan suchen
nach solchen Kindern. Marin hat so ein Mädchen vor etwa drei Jahren selbst
adoptiert. Und siebzehn solche Kinder nach Chisinau in ein Kinderheim gebracht.
Zurück aus Moldawien habe ich einen
sehr größen Wunsch mitgebracht. Ich wünsche mir zu Weihnachten, dass ich die
Kraft habe, nicht nur in der ersten Dezemberwoche etwas Gutes zu tun. Damit ich
auch im Laufe des Jahres Geschenke und Geld sammeln kann. Damit ich noch mal
mit dem Weihnachtspäckchenkonvoi mitfahren darf.
Euch allen besinnliche Feiertage
Elena
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