Hallo zusammen,
mein Name ist Thomas Ostheim: Ich bin 46 Jahre
alt, verheiratet und habe zwei Töchter im Alter von 10 und 14 Jahren. Ich bin
Berufsausbilder für technische Berufe in der Mercedes-Benz Niederlassung
Frankfurt/Offenbach.
Ich wollte schon immer einmal mit Thomas Führer in die
Ukraine fahren, doch das klappte nie wegen der Prüfungen unserer Auszubildenden
im Dezember. Anfang September fragte Thomas Führer an, ob ich Lust hätte ab
02.10.15 – 09.10.15 mitzufahren. Krankenhausbetten, Krücken, Rollatoren,
Krankenstühle……. müssten nach Odessa.
Mir ist das Herz stehen geblieben….. Jetzt,….Da ist doch
Krieg! Da mussten erst noch ein paar Erkundigungen her. Auswärtige Amt und so. Aber
hier wurde nur vor dem Osten gewarnt. Also noch mit der Frau gesprochen, aber
hier waren auch keine Einwände. Und was mache ich mit meinen
Eltern? Erst einmal verschweigen und die Kinder dazu angeregt nichts über Papas
„Ausflug“ zu erzählen. ( Naja das Thema kam dann doch wärend meiner Abwesenheit
auf. Meine Frau sagte zu meiner Mutter ich sei mit Freunden in den Osten
gefahren. Noch nicht einmal gelogen. Die volle Wahrheit muss ich jetzt am
Wochenende erzählen gehen.)
Am 02.10.15 ging für mich die Fahrt in Frankfurt Kalbach
mit zwei Mitfahrerinnen und einem Mitfahrer mit einem Sprinter los. Weitere
Stationen verliefen über Bielefeld, Porta Westfalica und Minden. Hier wurden
weitere Mitfahrer mitgenommen. Unser Ziel war Rendsburg. Hier hat schon Thomas
Führer mit vielen Helfern die zwei Sattelschlepper geladen. Wir waren durch den
Round Table 68 in Rendsburg zu einem Abendessen eingeladen, und Tommy hielt
einen Vortrag über den Weihnachtspäckchen Konvoi.
Es war schon beeindruckend: Mal auf die Schnelle 13 Leute
zum Essen einladen, den Sprinter kurz entwenden und mit vollem Tank wieder
hinstellen. Dank an die Tabler in Rendsburg!
Nach dem Frühstück war auf dem Gut Ahlmann in Sehestedt eine große
Verabschiedung für uns. Toll: So viele Menschen haben uns verabschiedet…..und
so herzlich! In Berlin wurde unser Konvoi noch einmal von Round Tablern
gestoppt, die es sich nicht nehmen lassen wollten uns noch einmal mit Kaffee
und selbst gebackenem Kuchen zu versorgen. Ich finde das war eine tolle Idee!!
Von hier aus verlief unsere Strecke nach Frankfurt/Oder und
dann anscheinend endlos durch Polen. Bei der Stadtdurchfahrt von Warschau hatte
ich das Glück den Blitz einer Roten Ampel auf meine Netzhaut eingebrannt
zu bekommen. Naja , auch für einen Hilfskonvoi gelten rote Ampeln. Bei der
Morgendämmerung erreichten wir die EU- Außen Grenze. Auch die war laut Aussage
derjenigen, die das schon einmal erleben durften, schnell überwunden.
Mir fiel auf, dass die Zoll- und Grenzbeamten sehr
freundlich und entspannt waren. Und das hier soll ein Land sein in dem Krieg
ist? Der Konvoi rollte auf Kiew zu. Auch hier zeigte sich nichts von Krieg.
Die Fahrt zog sich den ganzen Tag und die Nacht noch dahin.
Die Straßen wurden eindeutig schlechter. Im Morgengrauen haben wir Odessa
erreicht. Zeit nach zwei durchfahrenen Nächten eine schöne Pause mit deftigem
Frühstück abzuhalten. Anschließend wurden die Lkw auf einem Zollgelände der
Stadt abgestellt und wir konnten unsere Unterkunft in Odessa beziehen. Ein
Gästehaus der DEKLU (Deutsch ev. Luth. Kirche der Ukraine) hat uns für zwei
Nächte aufgenommen. Europäischer Standard und vor allen Dingen mit einer heißen
Dusche. Das war ein Hochgenuss. Den Mittag verbrachten wir bei sommerlichen
Temperaturen am Strand von Odessa. Das Schwarze Meer lud sogar den ein oder
anderen zum Schwimmen ein.
Am Abend wurden wir vom Pfarrer Andreas Hamburg zu einem
ukrainischen Essen eingeladen. Lecker und reichlich, aber auch alkoholisch.
Der nächste Tag war getrennt: Eine Gruppe kümmerte
sich um das entzollen und entladen der Sattelzüge. Die Andere konnten Odessa auf
eigenen Wegen besichtigen. Wir bewegten uns frei und ohne ein Gefühl von
Unsicherheit in der über 1 Millionen Stadt. Wir waren fasziniert von der
Schönheit und alten Bausubstanz der Gebäude. Und immer noch nichts vom Krieg zu
sehen.
Gegen Abend besuchten wir ein psychiatrisches Krankenhaus.
Hier waren wir zu einem Rundgang und zum Abendessen eingeladen. Das Gelände der
Klinik erstreckte sich über 16 ha (160.000qm) Fläche. Allerdings waren die Gebäude
in einem sehr schlechten Zustand.
Das hat nichts mit Krankenhaus im europäischen Sinn zu tun.
Wir durften uns die Kinderabteilung ansehen. Die Ausstattung der
Abteilung war sehr fragwürdig. Betten, die sich in alle Richtungen bogen
mit aufgeplatzten Brettern. Spielzeuge waren Mangelware. Aber dennoch wurden
die Kinder gut betreut. Man tut alles was man kann. Auch hier ist Hilfe nötig.
Das Essen war hier von einem ganz anderen Charakter. Ich
habe selten einen Tisch gesehen der so überfüllt mit Nahrungsmitteln war, wie
dieser. Hier war wieder die Herzlichkeit des Landes zu spüren.
Am Abend konnten wir ein Feuerwerk am ca. 3 Kilometer
entfernten Hafen vom Vorplatz der DEKLU Kirche beobachten. Nach einer Pause von
ca. 5 Minuten startete ein Feuerwerk in der an der Kirche angrenzenden Straße
mit lautem Knallen. Oh jeh, jetzt merkte ich wie sehr ich doch angespannt war.
Der Schreck saß ganz tief.
Am nächsten Tag besuchten wir ein Kinderheim in Mikhilowka,
ca. 120 km südwestlich von Odessa. Die Straßen, wenn man das Straßen nennen
kann, waren abenteuerlich. Begleitet wurden wir hier von Vitalji,einem
Sozialarbeiter der DEKLU , der in Deutschland studiert hat. Die Fahrt gab mir
die Möglichkeit vieles gesehene oder nicht verstandene zu Hinterfragen. Thema
waren Lebensumstände, Krieg und Flüchtlinge. Er berichtete von der persönlich
angespannten politische Lage, wie geht es weiter. Stellt sich Europa zur
Ukraine. 300.000 Flüchtlinge muss die Region Odessa aus den Kriegsgebieten
versorgen. Diese sind in Kurstädten am Schwarzen Meer untergebracht.
Das Kinderheim in Mikhilowka ist ein Beispiel, wie mit wenig
Geld und der Aufopferung des dortigen Personals alles geleistet werden kann.
Für unter 10.000€ können 140 Kinder warm Ihren Tag verbringen. Die Schule ist
für ukrainische Verhältnisse perfekt ausgestattet. Dennoch haben wir zwei
Kinder gefunden, die mit einer Brille versorgt werden müssen. Man musste von
Glück sprechen, wenn das Schulheft mit dem Stift getroffen wurde. Ich hoffe, dass die
zwei Kinder können beim Weihnachtskonvoi mit passenden Brillen versorgt werden.
Die Freude der Kinder war riesengroß.
Die Rückfahrt war nicht weniger lang, aber wir wurden von
einem guten Gewissen getragen. Dennoch war die Erleichterung groß wieder in der
EU zu sein.
Ich bedanke mich herzlich bei allen Mitfahrern und
Fahrerinnen, den Menschen in Odessa und allen die den Konvoi ermöglicht haben
mit Sach. -und Geldspenden.
Alles für die Kinder – sie benötigen unsere Hilfe!
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