Donnerstag, 25. Dezember 2014

Bernd Stäblein, OT 74 Hanau: "Ein Kind ist wie der Kopf einer Blume, es spürt jeden Hauch"



"Ein Kind ist wie der Kopf einer Blume, es spürt jeden Hauch" (Jim Morrison)


Diese wunderbaren Worte haben in diesem Jahr meine Konvoiteilnahme nach Moldawien begleitet. Sie haben mich bewegt, und sie haben mich berührt.



Worte, die Jim Morrison’s „An American Prayer“ entstammen und im Original “….a child is like a flower, his head is just floating in the breeze….” lauten. Worte, die ich vor meiner Abreise nicht kannte. 
  
Es war Peter W., der – nachdem wir in Passau mal wieder vorzüglich von den dortigen Tablern und Lady Circle verköstigt wurden und nachfolgend, bereits in Österreich, einen Rastplatz anfuhren, um die Mautboxen zu aktivieren – nach etwas lesbarem suchte und wohl aus Verzweiflung heraus zwischen „Pest oder Cholera“ abwägend sich für die allseits beliebte Lektüre in „Wort & Bild“ entschied.

Nachdem er sich die Bilder angeschaut und womöglich auch das eine oder andere Wort gelesen hatte, reichte er mir die „Wort & Bild herüber. Wie so oft begann ich auf der letzten Seite, so dass es etwas dauerte bis mein Blick beim Spruch des Tages auf der ersten Seite hängen blieb. Es war eben dieser von Jim Morrison, der mich ab da nicht mehr los zu lassen schien.

Die Lektüre weiterreichend zog ich mich zurück, um etwas Musik zu hören. Ich wandte mich der Dynamik von „Live In the City of Light“ der Simple Minds zu. Die Worte schwirrten weiterhin vom Sinn her in meinem Geiste herum. Der genaue Wortlaut war mir recht schnell entfallen. Ich folgte dem Gedanken, welchen „Hauch“ wir, der Konvoi, nach Rumänien, die Ukraine und im Besonderen nach Moldawien bringen, der Frage: Ist es eine Brise oder doch eher etwas mehr, welches den einzelnen „Kopf“ bewegt, bewegen wird. Gegebenenfalls ein wiederkehrender „Hauch“? In Gedanken verloren kamen dann Songs wie „Someone, Somewhere“ oder „Don’t you forget about me“ dazu, die mir in Verbindung mit meiner gedanklichen Projektion und dem bereits Erlebten ganz wundervolle Momente bereiten sollten. Die Nacht hatte uns erreicht, im Bus war Ruhe eingekehrt, und so blieben die Momente die alleinig meinigen. Wunderbar.

Am nächsten Morgen, wir machten Rast, fragte ich Peter W., ob er noch die „Wort & Bild Lektüre hätte und er mir diese überlassen würde. Ich erhielt nur ein sehr fragendes „Was willst Du denn damit?“ Meine Antwort lautete: „Warte mal ab, die Auflösung folgt zu einem späteren Zeitpunkt.“

- Nun, lieber Peter, dies ist die kleine Geschichte dazu. Mein besonderer Dank gilt Deiner Kaufentscheidung. Erlaube mir also, Dir diesen ersten Abschnitt zu widmen.

Der zarte Spross, den Tommy und Peter in 2012 pflanzten, scheint zu einem jungen und starken Baum herangewachsen zu sein. Die Unterstützung durch die Rotarier und anderen Unterstützern trägt ihre Früchte, aber auch die umfangreiche medienwirksame Begleitung hat im Land zu einer sehr hohen Aufmerksamkeit zum Konvoi und dem, was wir für die Kinder und ihre Familien tun, beigetragen. Dennoch läuft nicht immer alles so wie es der einzelne vielleicht erwarten würde. Aber: Wären wir nicht wir, wären wir nicht Tabler, wenn wir nicht ein Ziel vor Augen hätten und entsprechend Handlungen folgen lassen würden - getreu  dem Motto "Adopt, Adapt Improve"?

Und genau so sollte es u.a. am Mittwochmorgen beim Team Süd der Moldies in Comrat, der Hauptstadt der autonomen Provinz Gagausien geschehen. Was war passiert? Unsere erste Anlaufstelle war das Gebäude des Gagausischen Ministers für Gesundheit. Hier sollten wir ca. 2.000 Päckchen abgeben, die dann im Weiteren verteilt werden würden  - ohne die Teilnehmer des Konvois, ohne das Erleben von freudigen Kindern und Eltern, und natürlich ohne dem Leuchten & Strahlen in ihren Augen. Waren wir nicht deshalb gekommen? Ja, genau deshalb waren wir vor Ort. Da sich der werte Herr von einer undenkbar schlechten Seite zeigte - wir sollten die Umkartons doch bitte bis in den zweiten Stock seiner Gebäudes tragen - entschieden wir uns kurzer Hand, die Anzahl zu reduzieren und die Karton lediglich an der Treppe des Gebäudes abzustellen, damit die Mitarbeiter des Ministers auch etwas Unterstützung leisten. Fragen im Konvoi-Team entstanden: Sind wir jetzt nur Packer oder wie ein Logistikunternehmen? Wird das jetzt so weiter gehen? Wann übergeben wir Päckchen an Kinder? Warum habe ich mir hierfür Urlaub genommen? usw. Die Stimmung hatte einen scheinbaren Knacks, sollte uns doch beim nächsten Ziel in der Stadt Ceadîr-Lunga etwas Ähnliches erwarten.  Wir brauchten eine Planänderung, und bei der war uns Olga, unsere mitgereiste Dolmetscherin und Gagausien-Kennerin, dann entscheidend behilflich. Zwischen Comrat und Ceadîr-Lunga liegen ca. 40km. Also richteten wir die Frage an Olga, ob es nicht auf dem Weg dorthin Kindergärten, Schulen, usw. gibt, die wir ggf. ansteuern könnten, um dort Kindern spontan etwas Freude zu bringen. Gesagt, getan, Olga hatte einige Ideen – Danke Olga – und die Umsetzung sollte folgen. Ein Paar Telefonate später war unser nächstes Ziel nach Comrat nun die Gesamtschule im Dorf Ferapontievca (ca. 1,000 Einwohner). 

Und dort sollte es dann passieren, eben das Erleben eines dieser besonderen Momente, den ich nicht vergessen werde, den ich nicht missen möchte, von dem ich erzählen möchte und den Sandra in einigen ihrer Bildern so toll eingefangen hat - Danke Sandra. Was war geschehen? Einige Schüler, bereits Jugendliche um die 15/16 Jahre jung, halfen uns mit viel Spaß und Engagement, Kartons in die Schule zu tragen. Nachdem wir allen Kindern aus den unteren Klassen Päckchen überreicht hatten, sollten auch unsere fleißigen Helfer natürlich nicht leer ausgehen. Das Problem: Wir hatten nur keine altersgerechten Päckchen dabei. Also erhielten sie besonders große Päckchen, deklariert für Grundschüler. Dieses wurden dann in ihrem kleinen Klassenzimmer auch gleich geöffnet. Und nun passierte es. Eines der Mädchen hatte in ihrem Päckchen einen neuen Bettbezug, in leuchtend gelb, wohl mit dem Motiv von Spongebob. Ihre Freude darüber brachte ihr Lachen zum Ausdruck. Aber nicht nur dieses. Sie nahm diesem unter Ihre verschränkten Arme und begann vor Freude im Kreis zu hüpfen…. Es war einfach unglaublich, diese Freude mitzuerleben. 

Damit war dieser besondere Moment aber noch nicht vorbei. Eine der Betreuerinnen richtete sinngemäß die Aussage an die Jugendlichen: Ihr habt doch Geschwister zu Hause, gebt bitte die Spielsachen weiter, mit denen ihr nicht mehr spielen werdet. Die Antwort der Jugendlichen war dann doch sehr überraschend, sehr verblüffend: Ne,ne. Ich könnt schon glauben, dass wir mit diesen Geschenken auch spielen werden.

Mein zweites außergewöhnliches Erlebnis sollte sich zum Abschluss unserer Zeit in Moldawien ereignen. Bevor wir in Richtung Grenze zu Rumänien aufbrachen, machten wir noch einen Abstecher zu einen Internat für Gehörbehinderte Kinder in Hîrbovăţ. Hier war ich erstmalig in vergangenen Jahr gewesen, um den Kindern Weihnachtspäckchen zu bringen. Im Frühjahr erhielten sie dann Besuch von einem 1.000 Kinder Hören & Sehen – Team. Und nun wieder wir, im Gepäck viele Weihnachtspäckchen. Der kleine Unterschied war: Wir waren nicht angemeldet und erschienen einfach aus dem Nichts. Als erstes fuhr der 40zig Tonner mit den Päckchen vor, dann folgte der Reisebus. Kaum ausgestiegen, sollte ich Zeuge werden, welchen „Hauch“ wir, und im speziellen Ingo an diesem Ort gebracht hatten. 

Als Ingo den Bus verlassen hatte begann ein kleines Mädchen zu rennen und sprang Ingo vor Freude einfach in die Arme ... was für ein großartiger Augenblick, der mich sprachlos machte, da ich mir nicht ausmalen konnte, einen solchen Moment erleben zu dürfen – Ingo, Du bist für mich der Mensch dieses Moments, Chapeau!!! Was war geschehen? Ingo hatte im Vorjahr eben diesem Mädchen ein von ihm persönlich gepacktes Päckchen überreicht und in Folge mit ihr etwas Zeit verbracht. Nun war er wieder dort, wieder zusammen mit diesem Mädchen, und …. Ingo war sichtlich bewegt von dieser Begrüßung und mit ihm war ich es auch. Das Mädchen sollte ihren Ausdruck von großer Freude – ihr Strahlen – für die gemeinsame Zeit behalten.           

Ich habe nun alle drei Konvoi-Reisen nach Moldawien miterleben dürfen. Jeder war für sich einzigartig, ereignisreich, spannend und lehrreich. Ich blicke gespannt in die Zukunft – den „Hauch“, den wir zu den Kindern in Moldawien gebracht haben, ist weit mehr als eine Brise.

Meine Dankbarkeit gilt die Kindern & Familien, die diese z.T. unglaublich umfangreichen, schweren Päckchen gepackt haben, Tommy & Peter für ihre Konvoi-Leidenschaft, ihr Engagement, ihre zeitlichen Entbehrungen, usw. um diese Tour so gut zu organisieren und zu begleiten, den Fahrern, denen wir unser Vertrauen schenken und die unser Vertrauen mehr als verdienen, Olga für ihre Unterstützung und die persönlichen Gespräche sowie den Mitfahrern(innen) für die tolle gemeinsame Zeit, den Fokus auf das gemeinsame Ziel und das einander Kennenlernen.

Ich wünsche Euch freudige, lächelnde, strahlende Weihnachten & ein gesundes neues Jahr.
Euer
Bernd









P.S.: Das beigefügte Bild der Blume symbolisiert für mich meine Verbindung zu Moldawien 2014.
Ich habe es Ende September auf Mallorca fotografiert, ohne zu wissen welche Bedeutung es für mich einmal bekommen sollte.
Das Bild ist so aufgenommen, und nicht bearbeitet.

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