Dienstag, 20. Dezember 2016

Chiara Dedermann: Erfahrungen, die ich niemals vergessen werde:


Schon Jahre bevor ich dieses Jahr endlich das erste Mal die Möglichkeit hatte mit dem Weihnachtspäckchenkonvoi auf die Reise zu gehen, hat mein Vater mich angesteckt mit dem Päckchenfieber.

Eine Selbstverständlichkeit zu helfen, den Kindern hier in Deutschland das Teilen zu ermöglichen, die Freunde zu sehen wie diese die Päckchen in mein Auto geladen haben und die Geschichten aus den Jahren, die ich auch nur erzählt bekommen habe. Erfahrungen die jedem gut tun! Bis zu jenem Samstag vor dem Konvoi wo sich die THW Jugend bei uns auf dem Firmengelände eingefunden hat, um mit uns die zwei Brücken für den Bielefelder LKW zu packen.

So hat der Konvoi die Jahre davor für mich begonnen und auch geendet. Doch dieses Jahr, endlich, kam der nächste Schritt. Gehüllt in die große, rote Konvoijacke von meinem Vater sind wir in unserem Auto auf das Konvoigelände gerollt.

Erster Schritt: Meine eigene Jacke für diese Woche. Jeder in seiner eigenen roten Jacke, ging es dann direkt los. LWKs bekleben, Päckchen laden, Tanken und Wiegen. Genug zu tun für alle anwesenden Helfer.

Ich als Neuling auf diesem Gebiet wurde super herzlich empfangen und habe mich direkt wohlgefühlt. Die Atmosphäre war absolut ansteckend, alle waren voll freudiger Erwartung auf den am nächsten Tag losrollenden Konvoi.



Nach der sich für mich unglaublich ziehenden Verabschiedung durch diverse wichtige Leute am Abreisetag, wollte ich und wohl viele weitere auch einfach nur los. Direkt der Start in der Kolonne war ein absoluter Klassiker aus den Erzählungen und deutlicher hätten die Erinnerungen an die abendlichen Erzählungen von meinem Vater nicht aufgerufen werden können. Es war wie aus einem meiner schon gut bekannten Lieblingsbücher.

Trotz der zweieinhalbtägigen Reise bis zu unserem Ziel, hatten wir dauerhaft positive Stimmung im Bus! Nicht zuletzt dank der ausreichend vorhandenen Nahrung.



Doch auch je weiter wir Richtung Osten gefahren sind, desto deutlich kam mir auch in Erinnerung warum wir hier sind. Schließlich ist der Weihnachtspäckchenkonvoi keine Kaffeefahrt zur Freude der Insassen, sondern ein Hilfskonvoi. Die Umstände in denen die Menschen leben wurden immer einfacher, die Tiere liefen frei auf Feldern und Wiesen und die Straßen wurden abenteuerlicher.

Unser Lebensstandard hier in Europa ist großartig. Ich möchte diesen auch auf keinen Fall missen, doch das Leben wäre zu einfach würden wir nur an uns denken. Fließend Wasser, Strom, Infrastruktur. Alles Dinge die in Moldawien wenig bis eher selten vorhanden sind. Besonders in den abgelegenen Regionen, die unser Ziel waren.

Nach einer fast reibungslosen Anreise, wenig (...) Schwierigkeiten mit dem Krankenhaus-LKW beim entzollen und 2,5 Tage wenig Schlaf, konnten wir endlich mit der Verteilung der ersten Päckchen an die bedürftigen Kinder anfangen. Wir waren in Schulen, Kitas, Heimen, Krankenhäusern und anderen Hilfseinrichtungen. In jedem Haus, wo wir die Päckchen verteilt haben gab es einige paar leuchtende Kinderaugen mehr. Eine erfüllende Aufgabe, eine Erfahrung über die ich auch noch in 50 Jahren berichten werde. Die Päckchen die wir abgeliefert haben sind natürlich nur ein kleiner Lichtblick für die Familien, umso wichtiger ist regelmäßige Hilfe, die auch ankommt. So wie unsere Päckchen.



Besonders in Erinnerung werden mir zwei Zwillinge bleiben, Teenie Mädels, ca. 14 Jahre alt. In der Einrichtung in der wir verteilt haben, gab es wieder die so typischen Listen der Bedürftigen, erstellt durch Menschen, die sich hoffentlich Gedanken gemacht haben. Nun war es eben so, dass nur eins der beiden Mädels auf eben dieser Liste für die Päckchen stand. Die Mutter, den Tränen mehr als nahe, eins der Zwillinge glücklich mit einem Päckchen in der Hand und ein unglaublich enttäuschtes zweites Kind.

Bei diesem Anblick ist mein Herz mindestens bis in den nicht vorhandenen Keller dieses Gebäudes gerutscht. Ein Gefühlschaos, wie man es gar nicht beschreiben kann machte sich in mir breit, alle Päckchen die wir noch hatten, waren abgezählt. Der LKW so gut wie leer. Aber ein klarer Gedanke erreichte dann doch tatsächlich mein Handeln, den ich wusste von einem Päckchen, mit Liebe gepackt, noch ohne Besitzer vorne im LKW. Gesagt, getan, Nils war eins seiner Päckchen los, Zwilling Nummer zwei mit einem breiten Lächeln im Gesicht aus der Tür treten und einer Mutter die sich den Freudentränen nicht retten konnte. Ich habe zwar nicht verstanden was sie mir sagte, aber ihre Umarmung, ihre Körpersprache und ihre Gestik sagten mir mehr als tausend Worte es je hätten beschreiben können. 

Aus dieser Einrichtung bin ich mit einem Gefühl gegangen, mehr als einmal diese Woche das Richtige getan zu haben und in den richtigen Momenten aufmerksam gewesen zu sein.

Nach dieser Woche voller Eindrücke, ist mir mal wieder bewusst geworden wie gut wir es haben. Wie schon erwähnt, den Komfort möchte ich nicht mehr missen, aber ich weiß ihn wieder zu schätzen. Eine Reise in solche abgelegenen Regionen, fühlt sich an wie eine Kur, ich lebe wieder bewusster, weiß Momente die alltäglich geworden sind wieder zu schätzen und kann von mir behaupten, dass dieser Konvoi nicht mein letzter war. Es ist mehr als notwendig, dass der Konvoi auch in den nächsten Jahren wieder unterwegs ist!

Vielen Lieben Dank, an das unglaublich Moldawien Team, das grandiose Moldova Süd Team und das unschlagbare Moldova Süd Süd Team!

Auch durch Euch ist der Konvoi zu dem geworden was er ist.
Und nicht nur durch uns Mitfahrer, sondern besonders durch die Helfer und Spender der 106.000 Päckchen!


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