Montag, 13. Oktober 2014

Martina Kessler: Odessa - die wunderschöne Stadt am Schwarzen Meer.

Es ist eine sehr individuelle Entscheidung in diesen Tagen in die Ukraine zu reisen. Als das Angebot kam mal wieder einen Hilfskonvoi nach Odessa zu begleiten habe ich nur kurz die Risiken abwägen müssen und schon ging es los - 2500 KM in Richtung Osten.

Nach einer langen Fahrt mit Sprinter und Lkw’s mit ca. 80 km/h über die Straßen (das entschleunigt ungemein), sind wir endlich an der Grenze Polen/Ukraine angekommen. Kilometerlange Schlangen von LKW’s die auf ihre Abfertigung warten konnte unser Konvoi glücklicherweise überholen, und trotzdem waren wir Stunden am Zoll. Aber, im Vergleich zu den vorherigen Jahren, wurden wir auf ukrainischer Seite mit einen herzlichem: “Willkommen in der Ukraine“ empfangen. Das war neu.
Auch Odessa präsentierte sich von einer positiven Seite. Nicht nur das tolle Wetter, die freundlichen, herzlichen und gastfreundlichen Menschen, sondern auch die ausgesprochenen sauberen und gepflegten Parkanlagen habe ich in meinen vorherigen Besuchen nicht immer so vorgefunden. Zwar hat der Besuch der staatlichen Psychiatrie, für die wir die Hilfsgüter mitgebracht haben, etwas die Stimmung gedämpft aber das lag eher an der Thematik. Den einen oder anderen Panzer haben wir einfach übersehen.

Der Tagesausflug zum befreundeten Kinderheim nach Mikhailowka zeigte uns dann die ländlich, arme Ukraine, nahe der Grenze zu Moldawien. Die Menschen hier sind gezeichnet von den schweren Lebensbedingungen, auch viele Kinder im Heim. Etwas nervös habe ich Viktor, dem Leiter des Heimes, die Frage nach einem kleinen Jungen gestellt, den ich vor 3 Jahren dort angetroffen habe. Er konnte damals nur bellen da er mit dem Hund im Stall sein 7-jähriges Leben teilen musste.
Damals gab es noch keine Prognose für seine Zukunft. Diese Begegnung hatte mich seinerzeit total aus der Bahn geworfen. Es war wie Balsam auf meiner Seele ihn im Heim anzutreffen. Ein Blick in seine Augen hat deutlich gemacht, dass er eine sehr verzögerte Entwicklung durchmacht, aber die Psychiatrie ist ihm offensichtlich erspart geblieben.


 
 
 
 

 
Welche Bilder von dieser Reise werden mir in Erinnerung bleiben?
·        Ein Heimleiter (Viktor) der sicherlich noch viel Bedarf an Unterstützung für seine Einrichtung hat aber uns uneigennützlich einen Kontakt zu einem anderen Heim hergestellt hat, denen es noch schlechter geht.

·        Eine Stadt, Odessa, die es stillschweigend stemmt bei 1 Mio Einwohnern noch 300.000 Flüchtlinge aus den Ostgebieten aufzunehmen und sich bemüht alle Flüchtlingskinder zu beschulen und die Flüchtlinge durch den Winter zu bringen.

·        Eine Truppe von 12 Menschen die die Strapazen einer 1-wöchigen Reise auf sich genommen hat um Hilfsgüter nach Odessa zu bringen. Jeder auf seine Weise verschieden, aber immer für den anderen da, auch wenn mal etwas nicht so klappt.
Mein Dank geht an alle die mitgewirkt haben diese Fahrt zu ermöglichen.

Martina Kessler

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