Mittwoch, 21. Dezember 2011

Ein Brief von Frank Wendorff


Liebste Vanessa,

wir schreiben das Jahr des Herrn 2011, es ist Anfang Dezember und heute schreibe ich Dir aus dem fernen Odessa.

Viele Monate haben wir jetzt gesammelt, geplant und gepackt, um den Kindern in der Ukraine und Rumänien durch Pakete Freude und leuchtende Augen zu bescheren. Viele Tausend Kinder haben in Deutschland in ihren Schulen und mit ihren Eltern zuhause die Pakete gepackt! Danach kamen die freiwilligen Helfer von Ladies Circle, Round Table & Old Table und haben sie eingesammelt und in über 20 großen LKW verstaut.

So ging es am Samstag los, in 2 Konvoi-Teilen – der größere Teil in Richtung Temeschwar in West-Rumänien und ein kleinerer in die Ukraine, nach Odessa am Schwarzen Meer. Insgesamt 68.000 Geschenke an Schulen, Familien, Kinderheime und Obdachlosenzentren.

Frühmorgens kommen wir bei guter Witterung und für die Jahreszeit angenehmen Temperaturen an den Ausläufern der Millionenstadt am Schwarzen Meer zum Zoll. Nach knapp 2 Tagen im Bus ist die Stimmung trotzdem gut und wir hoffen, dass der Zoll uns nicht allzu lange unsere auch für uns emotional wertvolle Last einbehält.

Über ein Jahrzehnt rollt unser Hilfskonvoi jetzt schon, allerdings erst zum zweiten Mal in die ehemalige UdSSR. Die Zollproblematik hat sich im letzten Jahr auf 2 Tage hinausgezögert, und so haben wir auch dieses Jahr die ersten Tage wieder Zeit, uns dieser ehemaligen Parade-Stadt des russischen Großreiches zu widmen. Am Zoll sind noch knietiefe Schlaglöcher zu überwinden, aber in der Innenstadt sieht man sofort, welche Position diese Stadt einst hatte.

Herzlich begrüßt werden wir von unserem Vater Andreas der Lutherisch-Deutschen Kirche. Nach einer netten Kirchenführung und einem stärkenden Happen werden die Zimmer bezogen. Oliver, mein Zimmerkollege, und ich ziehen mit ein paar anderen unsere erste Runde durch die weiten, leider inzwischen von in Grau prangenden Bauten gesäumten Straßen. In einer kleinen Passage wird die obligatorische russische Fellmütze beschafft, und auf geht‘s ins dunkle, aber gute Abendleben.

Der Zoll hält auch am zweiten Tag unsere Pakete in fester Hand, und so widmen wir uns dem anderen Round-Table-Projekt für die Ukraine: 1000 Kinder sehen und hören. Die Brillen für die Kinder der Sehbehinderten-Schule hat unser Optiker Michael zum Glück schon in Odessa gehabt (konnten im Mai nicht verteilt werden, da die Kinder nicht da waren), und so können wir an die Arbeit gehen.

Meine Kamera, nur leicht um den Arm geschwungen, haben mir die kleinen, flinken Kinderhände schnell weggenommen, und auf geht‘s mit Blitzlichtgewitter durch die Schule. Der Lehrkörper greift aber bald ein (trotzdem sind ein paar tolle Schnappschüsse entstanden), und die letzte Anpassung und Kontrolle der Brillen kann beginnen. Ein letzter Blick auf Michaels Arm im Spiegel bestätigt neue Lichtblicke.

Gegen Abend begeben wir uns in einer desperaten Aktion auf zum Zoll, in unsere roten Jacken vermummt, um Präsenz zu demonstrieren. Trotz TV-Anwesenheit und unserer Sitzblockade halten die Behörden den Sack zu! Einige Stunden später verlassen wir dann auch unverrichteter Dinge das Gelände. Bei der abendlichen Besprechung entscheiden wir, die Situation möglichst friedlich und diplomatisch zur Auslösung unserer Pakete zu bringen.

Unsere Diplomatin, Karin Strenz, unser deutsch-russischer Helfer Maxim und die liebe PR-Frau Alina aus Kiew begeben sich wieder morgens zum Zoll, und wir Restlichen sammeln, was wir an Päckchen und Süßigkeiten im Bus haben, zusammen und fahren durch Moldawien ins Kinderdorf Mikhailowka. Die Verhältnisse sind, wie man sie auch im rumänischen Hinterland oft vorfindet, schrecklich! Dieses Dorf wurde schon letztes Jahr durch unsere Arbeit mit neuen Betten versorgt, aber der Bedarf ist immer noch groß. Viel weitere Hilfe ist nötig, um die Lebensbedingungen auf ein Niveau zu bringen, das diesen tollen Kindern gerecht wird.

Unsere kleinen, süßen Päckchen bringen viel Freude, und ein weiterer Foto-Tumult der Kinder auf dem Schulhof sagt nur eines: Es ist so einfach, diese Kinder glücklich zu machen! So hoffe ich auf eine schnellere, unbürokratischere Lösung beim Zoll nächstes Jahr und bin mir der tollen Aktionen unserer deutschen Kinder und Eltern hundertprozentig sicher.

Aber auch in der Ukraine haben wir super Partner, wie die Spedition Raben, die das eigentliche Verteilen in der Ukraine jetzt für uns übernehmen will! So ist es nämlich gelaufen: 2 Stunden vor unserer Abreise hat der Zoll unsere Pakete freigegeben, was uns nur noch Zeit übrig ließ, um sie bei Vater Andreas in der Kirche zwischenzulagern!

Von Herzen, für Kinderherzchen, Dein Frank

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