Samstag, 17. Dezember 2011

Konvoierlebnisse von Tommy

Mittwoch:
Noch warteten wir auf die Zollfreigabe. Die Presse war mir immerhin 3 TV- Sendern vor Ort und lauschte unseren Berichten. Ich denke, dass man hierbei durch das große Interesse unsere Handlung würdigte.
Noch waren wir voller Hoffnung, dass uns der Zoll an diesem Tage die Päckchen zur Verteilung frei gibt. Am Abend wurde dann aber klar, dass die Bürokratie wieder vor die Kinder gestellt wurde und die rote Welle (41 in Konvoijacken) doch wieder ohne Päckchen den Zollhof verließ.
Ich denke, dass die Zollbeamten in Odessa uns die Päckchen gerne gegeben hätten, denn sie wussten nur noch zu gut, wie sich die Kinder schon in 2010 über die Geschenke gefreut hatten. Wäre da jetzt nicht das neue EDV- Erfassungssystem. Nach dem alle Hürden zur Anerkennung der Weihnachtspäckchen als „humanitäre Hilfe“ genommen wurden, musste diese Information von einer Behörde in Kiew in den PC geklopft werden, damit die Entzollung in jeder Zollstation in der Ukraine vorgenommen werden kann. Sicherlich eine gute Sache, allerdings für uns ein zeitliches Klotz am Bein (diese Behörde hat dazu 2 Wochen Zeit—das muss man sich mal vorstellen).
Eine Erleichterung haben die Ukrainekonvoiler für das nächste Jahr. Bei dem Frachtbrief müssen wir bei der Anmeldung keine Kennzeichen mehr angeben und damit könnten wir den Antrag für 2012 schon im Januar einreichen… grins.
Entgegen dem Rumänienkonvoi müssen wir weiterhin schon im Vorfeld nachweisen, an welche Institutionen die 15.000 Geschenke verteilt werden und das hatte Maksim schon in 2011 mit Bravour gemeistert.
Donnerstag:
Die Trucker machten sich mit Maksim auf den Weg zum Zoll.
Der Rest der Mannschaft fuhr mit dem Bus in das Kinderdorf in dem 120 KM südlich Odessa gelegenem Kinderdorf in Mikhailowka.
Im Oktober 2010 hatten wir in dem Kinderdorf 120 neue Kinderbetten aufgebaut, die über OT- D7 organisiert wurden. Nein, OTD ist kein Serviceclub, aber die Kinder schlafen himmlisch ;-)
Das Ein oder Andere hatten wir noch im Bus, was im Kido gut gebraucht wurde. Auch hatten wir noch einiges an Naschereien an Bord, was wir später dann teilweise wieder an den Mundwinkeln der Kinder entdecken konnten haha.
Viele, die zum ersten Mal hier waren, waren entsetzt über den Zustand der Toiletten und der Heizung. Erich Feller von OT74 machte sich gleich Gedanken, wie er seine deutschen Kontakte dazu nutzen kann, die Toilettensituation zu verbessern.
Zur Heizung wurde ich befragt, denn auch hier läuft seit längerem eine Aktion. Das benötigte Geld für die Heizungsanlage wurde schon über OTD gesammelt, die Fa. Vissmann hat den größten Teil gesponsert (Dank Carsten Dröscher, RT 106) und im Moment laufen die Klärungen zu der technischen Abwicklung. Die Installation soll dann im kommenden Frühjahr laufen, wobei wir den Heizungsspeziallisten gerne vor Ort dankbar in die Augen schauen ;-).
Gegen 14 Uhr erreichte mich dann der Anruf von Maksim, m.d.B., dass wir gegen 16 Uhr wieder in Odessa an der Kirche sein mögen. Der Zoll hatte seine Fänge geöffnet.
Leider kamen wir nicht mehr in den „emotionalen Genuss der Päckchenverteilung“ an die Kinder, allerdings können wir sagen, dass jeder Ukraineteilnehmer jedes Päckchen einmal in der Hand hatte.
Ab 16 Uhr wurde vom LKW auf dem Weg in die Kirche eine lange Schlange gebildet und die Trucks wurden per Hand entladen. Selbst der stellv. Bischof, Andreas Hamburg, hat sich in die Reihe eingegliedert und hat tatkräftig unterstützt. Leider konnten wir in der Ukraine die Weihnachtspäckchen nicht persönlich an die Kinder verteilen, da uns die liebe Bürokratie, mit ihren vielen kleinen und großen Stempeln, den Weg verbaut hat.
Allerdings wissen wir, dass die Geschenke alle Kinder erreichen.
Dank hierfür an die ev. Kirche in Odessa und ganz besonders auch noch mal an die Spedition Raben in Odessa, mit deren Hilfe wir die Päckchenverteilung an die Kinder vornehmen konnten. Des Weiteren an Maksim von RT 74, der alle Termine koordinierte und immer ein Auge auf das Geschehen hatte.
Gegen 22.00 Uhr waren die LKWs entladen und wir machten uns auf den Weg nach Hause.
Freitag/ Samstag:
Die Fahrt zurück war von vielen Emotionen geprägt. Wie es im Konvoi schon seit 2001 Tradition ist, erzählt jeder TN während des Nacht noch etwas von seinen Eindrücken der Reise. Bei mir wollte die Gänsehaut gar nicht mehr weichen, ob der Emotionalität der Erzählungen. Besonders bewegte mich aber, als Michael Müller von RT 78 sein „What a wonderfull world“ von Louis A. über den Äther zum Besten gab. Es wurde wieder ruhig im Konvoi.
Wir waren am Abend schon in der Nähe von Radom (in der Mitte von Polen gelegen) angekommen und fuhren durch einen kleinen Vorort, als von LKW 1 folgende Meldung kam: „Achtung, hier ist ein Unfall passiert. Es liegt jemand verletzt auf der Straße. Muss eben passiert sein. Wir fahren weiter, damit wir nichts blockieren!“.
Im Bus wurde schnell reagiert und wir beschlossen zu helfen. Doc Michael packte sein Notarzttasche und alle Anderen zogen sich die roten Jacken und die Warnwesten an. Die Taschenlampen waren griffbereit und der Bus hielt an der Unfallstelle an. Doc Michael und Oliver Welschar (ehem. Rettungssanitäter) machten sich auf den Weg zu dem Verletzten und der Rest der Mannschaft sicherte die Unfallstelle ab und regelte den Verkehr. Nach ca. 10 Minuten traf der polnische Rettungswagen ein und 5 Min. später kam dann auch die Polizei und übernahm die Verkehrsregelung. Ein 48 jähriger Mann wurde von einem PKW erfasst und auf die Straße geschleudert. Alle Versuche der Reanimation scheiterten, denn die Verletzungen des Mannes waren zu schwer.
Betroffen setzten wir unseren Weg fort, allerdings muss ich sagen, dass ich unglaublich stolz auf alle Helfer bin. Ich habe noch nie erlebt, dass ohne viel Worte solch ein Verständnis der Aufgabenteilung erfolgte und jeder auf den Anderen aufpasste.
Danke an das ganze Team!
Der weiter Nachtverlauf und unsere Gedanken galten der Frau und der Mutter des Verstorbenen, die am Unfallort anwesend waren.
Die Sonne ging zum 2. Mal auf, als wir auf den deutschen Rastplatz kurz vor Dresden erreichten. Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschiedeten wir LKW 1+2, die kurz danach auf die A9 Richtung Norden ab bogen.
Unsere Freunde aus Dresden haben wir kurz danach verabschiedet und machten und weiter auf die Rückreise nach Hanau.
Ich bin froh, dass wir Alle wieder gesund und munter nach Hause gekommen sind.
Ich wünsche Euch und Euren Familien ein besinnliches Weihnachtsfest und ein gesundes und erfolgreiches 2012.
Euer
Tommy

1 Kommentar:

  1. also noch einmal das ganze: ich möchte, bitte, wissen WO in "odessa" diese kirche ist (strassenname nr). wo ein deutscher evangelischer? pastor ist. ich komme im sommer wieder nach odessa.
    ich hätte doch einige neue impressionen, wo auch ausländer gutes tun könnten!
    ich danke recht herzlich!
    liebe grüsse!
    heidelinde

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