Mein erster Kontakt zum Konvoi war
2009 - als mich Nicole anrief und mich fragte, ob ich kurzfristig einen Bus für
den Konvoi stellen könne - ich hatte viel zu tun, versprach ihr aber, bereit zu
stehen, falls nichts mehr geht... ich wurde nicht gebraucht.
2010 war mein Mit-Tabler Udo das
erste Mal mit in Odessa und berichtete ausführlich am darauf folgenden
Tischabend - da wurde mir klar: ich werde ein Ukrainer!
2011 dann das erste Mal - welche
Eindrücke ich hatte? Unbeschreiblich! Es war klar - ich bin Ukrainer!
Klar, dass ich 2012 wieder mitfuhr,
schließlich war ich Ukrainer!
Dann Mitte des Jahres die
Registrierung für den diesjährigen Konvoi - wohin? Logisch, nach Odessa, als
Ukrainer ein Muss!
Als schließlich die ersten Probleme
mit Odessa kundgetan wurden, hatte ich keine Bedenken, dass tatsächlich etwas
schiefgehen könnte, wir Ukrainer waren schließlich Probleme gewohnt, die sich immer
wieder lösen ließen.
Bei der Verlängerung der ersten
Frist dann erste Zweifel - was sollte ich machen, wenn tatsächlich
"mein" Konvoi ausfällt? Nach Rumänien? Niemals, dazu hatte ich nun
wirklich keine Lust, schließlich war ich Ukrainer!
Über Moldawien machte ich mir
keinerlei Gedanken, schließlich brauchen diese paar Leute ja keinen Bus! Genau
dies teilte ich dann auch Damien mit, als er schrieb, Odessa falle aus und ich
solle mit nach Moldawien. Nach Moldawien? Ich war doch Ukrainer!
Okay, Claudia, Doris, Klaus,
Michael, Tobias und Tommy kannte und schätzte ich ja bereits - aber Moldawien?
Augen zu und durch!!!
Dann ging es endlich los! In Hanau
treffe ich noch viele "meiner Ukrainer", wir reden viel und
verabreden uns auch bereits für´s kommende Jahr, natürlich mit Odessa als
Ziel!!!
Platz nehmen im (überaus
neuwertigen, komfortablen und einfach TOLLEN) Reisebus des Busunternehmers
meines Vertrauens - erstes "Beschnuppern" mit den neuen Mitfahren -
klar, alles ganz nett, aber doch lange nicht so cool wie wir Ukrainer!
Erste Erfahrungsaustausche - über 40
Stunden Fahrt nach Chisinau? Lachhaft, wir waren nach Odessa knapp 50 Stunden
unterwegs! Und was sind schon 2000 Kilometer, wenn wir 2500 gewohnt waren???
Ich bin ein Ukrainer!
Die Fahrt verlief nun wirklich gut,
und als wir in Chisinau ankamen, war natürlich mein erster Gedanke, dass mich
Chisinau an Odessa erinnert, Odessa aber ärmer wirkte. Dazu ein First-Class
Hotel statt einfacher Zimmer in der Ukraine?
Ich bin ein Ukrainer!
Montag früh hoch, sehr gutes
Frühstück im Gegensatz zu Odessa, kurz in die Stadt, dann nachmittags schon
erste Päckchen verteilen. Das ist ja fast wie Urlaub, so reibungslos verläuft
das alles! Okay, die Leute sind dann doch mehr als nett, es herrscht ja tatsächlich
große Not, dazu ist man viel freier mit dem Verteilen als in der Ukraine.
Abends kurz noch im Zimmer mit Tobias darüber unterhalten, dass es je doch
nicht schlechter als Odessa ist.
Ich bin ein Molkrainer.
Dienstag den ganzen Tag auf den
Beinen - als wir dann in Telenesti waren, zu dem "Zimmer" der
Jugendlichen mit ihrer dreijährigen Tochter geführt wurden und sich fast 10
Leute in diese Bude drängten, um Geschenke zu überreichen... was hätte ich als
Kind oder als jugendliche Mutter gedacht? Ich hätte Furcht gehabt, erdrückt und
erschlagen zu werden. Also blieb ich lieber draußen, ebenso wie in dieser
ärmlichen Wohnung im vierten Stock.
Gefühle übermannten micht... was war
ich? Ukrainer? Moldawier? Tabler? Nichts von allem, in erster Linie war ich
rat- und hilflos, ein einfacher Mensch voller Zweifel... Zweifel, die mich auch
in den kommenden Stunden nicht verließen, als wir das Heim mit den behinderten
Kindern besuchten und ich sah, wie das Mädchen, dass unbedingt laufen können
möchte, ein Sprungseil bekam. Dass so viele Menschen anwesend waren, war
diesmal sogar sehr gut, die Kinder hatten wirklich Freude.
Ich war sozusagen Staatenlos.
Mittwoch war dann der für mich
schönste Tag - und der hatte weder etwas mit den ZDF, der Anwesenheit der
Konvoileitung oder des Botschafters zu tun.
Als wir in Gagausien am Nachmittag
den Kindergarten besuchten und der kleiner Zwerg sein Weihnachtslied
"gesungen" hat, kam bei einem kleinen Mädchen beim Auspacken ihres
Geschenks so übermäßig viel wahre Freude und wahre Momente des Glücks zum
Vorschein, dass ich genau in diesem Moment wusste, dass alle meine Zweifel des
Vortags zwar nicht unberechtigt, aber nicht erheblich genug waren!
Ab diesem Moment war ich ein
Moldawier!
Dazu auf der Rückreise dieser
magische Moment mit den 6 oder 7 Kindern in Rumänien kurz vor Iasi - diese
abschließende Umarmung voller Dank, dass Menschen diesen Kindern Zuneigung
schenken - wer könnte da stark bleiben?
Liebe (Ladies first, aber alles
aphabetisch und nicht willkürlich!) Claudia, Christina, Doris und Heike, lieber
Alex, Ben, Bernd, Ingo, Klaus, Matthias, Michael, Nils, Pavel, Peter,
Tobias und Tommy - ich danke Euch von ganzem Herzen für die vergangenen acht
Tage! Und da bald Weihnachten ist, würde ich mir wünschen, Euch alle im nächsten
Jahr wiederzusehen!
Peter Krahl, OT Brake
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