Sonntag, 7. März 2021

In Kroatien war Edbeben?

Eines Tages kam eine Nachricht von einem guten Freund, der schon seit 2018 den Freunde helfen! Konvoi aktiv unterstützt, ob ich nicht Zeit hätte, mit ihm nach Kroatien eine LKW-Ladung mit Hilfsgütern nach Petrinja zubringen. Er wüsste nicht genau wie, wann und was, aber ich sagte einfach zu, da es zeitlich passen könnte.

Man kann ja nicht immer nur Hilfe und Helfer in Anspruch nehmen, man muss auch mal etwas zurückgeben. Es heißt ja, Freunde helfen! Konvoi.

Gesagt, Getan. Der Termin stand dann fest und ich startete in der Nacht, da ich ca. 700 km bis Kupferzell fahren musste, um den LKW zu erreichen.

Peter und "Buggi" in Kroatien




Am frühen Vormittag traf ich problemlos bei der Spedition Kircher ein, die den LKW zur Verfügung stellte. Ich traf meinen Freund Buggi, er hatte schon die Papiere erhalten und es konnte los gehen zum Laden. GS Technik hatte Lagerfläche zur Verfügung gestellt und Ruckzuck trafen auch ein paar Helfer ein

Bei den Hilfsgütern wurde ich das erste Mal stutzig. Kabeltrommeln, Werkzeuge, Baumaterial und alles was man zu Reparaturen an Gebäuden benötigt wurde. Dies waren für mich keine Hilfsgüter. Ich fand es komisch und hakte nach. Mir wurde dann erklärt, dass es ein Erdbeben gab und ob ich davon nicht gehört hätte. Ich stand völlig ahnungslos da und war der Meinung Nachrichten genau zu verfolgen. Diese Information ging an mir vorbei.

Der kroatische Kulturverein in Stuttgart hatte gesammelt und das kroatische Konsulat hatte es auch abgesegnet als humanitären Transport. Am späten Nachmittag starteten wir dann Richtung Pribilnja und kamen nach ca. zwölf Stunden in der Stadt an. Wir suchten uns einen Parkplatz in der Nähe eines Zeltbasislagers vom Kroatischen Roten Kreuz und konnten eine Runde schlafen.

Nach fünf Stunden Schlaf weckten uns die ersten Helfer mit einem Frühstück. Die Sonne schien und ein herrlicher Frühlingstag begrüßte uns. Nach gefühlten zwei Minuten setzte bei mir das Entsetzen ein, zerstörte Häuser, Zeltlager und Dixiklos trübten das Bild.

Alles was ich bis jetzt sah, waren nur „kleine Schäden“:

Wir fuhren nun zu einer kleinen stillgelegten Holzfabrik. Dort hatte man ein provisorisches Lager errichtet. Man sortierte alle Sachen nach Bedarf. Von Lebensmitteln über Kleidung bis Haushaltsgeräte und Werkzeugen. Mitarbeiter vom kroatischen Katastrophenschutz und der örtliche Tauchverein nahmen die Koordination in die Hand.

Der LKW wurde schnell entladen und gleich wurden die Sachen auf kleinere Transporter umgeladen. In dieser Zeit kamen laufend Privatpersonen mit ihren eigenen PKWs aus Deutschland und luden permanent Werkzeuge und 1.000 andere Kleinigkeiten ab die benötigt wurden.

Am Mittag wurden wir in ein PKW gesetzt und wir fuhren gemeinsam ins Umland und besuchten die zerstörten Dörfer, verteilten die Güter anhand einer Bedarfsliste.

Pribilnja und das Umland wurden von einem Beben der Stärke 6,4 heimgesucht. Die Gegend hat sich um bis zu 86 cm zur Seite verschoben und bis zu 60 cm in die Tiefe abgesenkt. Nachbeben waren immer noch an der Tagesordnung.

Diese Gegend hat die Kriegsschäden kaum beseitigt, an manchen Häusern kann man immer noch die Einschusslöcher der Häuserkämpfe sehen und nun wurde innerhalb von sieben Sekunden wieder viel zerstört: 70.000 Häuser sind schwer beschädigt, mit etwa 800 Mio. Euro ist der Schaden zu beziffern.

Wir sind durch einige Dörfer gefahren und wir sahen einfach nur noch Zerstörung: Kirchen in Schutt, Dörfer zu 90 Prozent zerstört, Straßen gesperrt. Die ersten Tage herrschte Chaos und Hilflosigkeit. Ich war einfach nur noch sprachlos bei diesen Geschichten.  

Komplette Zerstörung

Bei einer Familie lernte ich noch einen jungen Mann aus Sierra Leone kennen. Mit ihm hatte ich noch kurz die Möglichkeit zu sprechen. Ich denke auch, dass er vom Regen in die Traufe gefallen ist. Aus dem Elend von Sierra Leone in die Zerstörung, hab ich so bei mir gedacht.

Am Abend gab uns die Polizei noch die Möglichkeit durch das Zentrum von Petrinja auf der Straßenmitte durchzulaufen. Es war einfach nur gespenstisch.

Am späten Abend ging es zurück in den LKW schlafen, kurze Katzenwäsche aus dem mitgeführten Wasserkanister, da Duschen oder fließend Wasser nicht vorhanden waren.

In der Nacht gab es noch mal ein Nachbeben, das sich einfach nur durch ein lautes Grollen wie bei einem Gewitter und einem anschließenden Überschallknall bemerkbar machte.

Am Sonntagvormittag verabschiedeten wir uns von unseren neu gewonnenen Freunden und waren in der Nacht zum Montag wieder in Kupferzell. Montagabend freute ich mich wieder auf mein zu Hause und eine warme Dusche nach vier Tagen.

Mein Fazit nach vier Tagen: Egal wie bescheiden es uns geht, uns geht’s wirklich gut. Und: Hilfsgüter sind nicht nur medizinische Utensilien und Kleidung. Es sind auch Dinge wie Schrauben, Werkzeug etc. Helfen mit dem was benötigt wird.

Für den Freunde helfen! Konvoi

Peter Skiba

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