Donnerstag, 12. Dezember 2013

Julia Stürmer: "Ahhhs und Ohhhs hörbar"

Bereits vor einem Jahr, 2012, wäre ich gerne mit gefahren, als sich der Konvoi in Bewegung setzte und ich nur hinter her winken konnte. Nach all den Bildern und Erzählungen von meinem Freund, war ich neugierig, wie es wohl vor Ort in Rumänien ist. Daher stand dann schnell der Entschluss fest, dass 2013 der Konvoi nicht ohne mich fahren würde und ich unbedingt dabei sein will. Als dann endlich die Möglichkeit zur Anmeldung über das KIS-System offen war, gehörten wir zu den Ersten. Für meinen Freund war es bereits das dritte Mal. Nach erfolgter Anmeldung schwankten meine Gedanken zwischen Vorfreude auf die strahlenden Kinder, die sich über Päckchen freuen durften und Bangen, was mich vor Ort wohl erwarten würde. Schließlich ist der Weihnachtspäckchenkonvoi nicht umsonst ein Hilfsgütertransport. Je näher die Abfahrt des Konvois kam, desto nervöser wurde ich.
Als ich dann einen Tag vor der Abfahrt meine rote Konvoijacke in Empfang nahm und daheim die warmen Sachen im Koffer verstaut waren, war ich mir aber schon fast sicher, dass die kommende Woche eine tolle Erfahrung werden würde. Die Verabschiedung des Konvois am Samstagmorgen kannte ich ja bereits aus dem Vorjahr. Familie und Freunde der Mitfahrer, so wie Sponsoren finden sich zur offiziellen Verabschiedung zusammen, es gibt Ansprachen und ein Gruppenfoto bevor es heißt „Einsteigen!“. Doch halt, wo ist unser Bus? Mein erster Konvoi fing bereits „gut“ an... Der Bus in den wir einsteigen sollten, war mit samt unserem Gepäck in der Werkstatt und wir sollten ihn erst in Passau wieder sehen. Bis dahin durften wir im zweiten Bus mitfahren. Und dann ging es los. Unter Hupen und Winken setzte sich der Konvoi in Bewegung. Ein tolles Gefühl dabei zu sein! Die Fahrtzeit vertrieben wir uns mit Gesprächen mit „alten Konvoihasen“ und Austausch der Erwartungen von uns Neulingen.

Als wir nach 32 Stunden Fahrt an unserem Zielort Alba Iulia in Rumänien ankamen, zweifelte ich zunächst am Sinn der Aktion Weihnachtspäckchen hier zu verteilen. Die Straßen waren neu angelegt und die Stadt machte einen sauberen und eher wohlhabenden Eindruck mit weihnachtlicher Dekoration. Da es schon spät war, wurden schnell noch die Zimmer eingeteilt und dann ging es ins Bett, um fit für den kommenden Tag zu sein. Morgens teilten wir uns in zwei Gruppen auf, um die von der Caritas vorbereitete Liste an Grundschulen, Kindergärten und Kinderheimen anzufahren und dort unsere Päckchen zu verteilen. Warm eingepackt und beladen mit Päckchen fuhren wir los. Ich freute mich auf mein erstes Mal und war gespannt, wie die Kinder reagieren würden. In der Schule angekommen sortierten wir uns schnell und dann ging die Tür zum Klassenzimmer auf. Darin saßen circa 20 Kinder im Grundschulalter, die uns gespannt dabei zusahen, wie wir die Päckchen verteilten und deren Augen zu leuchten begannen, sobald die Lehrerin sagte, dass ausgepackt werden darf. Jetzt standen wir gespannt da und beobachteten die Kinder bzw. halfen, wenn ein Geschenkband zu widerspenstig war. Die Kinder waren sehr flink und nach kurzer Zeit waren die ersten „Ohhhs“ und „Ahhhs“ hörbar, wenn die Schuhkartons sich öffneten und meist liebevoll ausgesuchte Inhalte sichtbar wurden.
Dieses Bild von fliegendem Geschenkpapier und strahlenden Kindern, wiederholte sich bei jeder Station aufs Neue und wurde nie langweilig. Nie hätte ich gedacht, dass sich ein Kind so über alltägliche Dinge wie Zahnbürsten und Zahnpasta (für das Mädchen passend in Pink) freuen kann.  Wir dagegen durften uns über die Weihnachtslieder und –gedichte freuen, die die Kinder uns zum Dank vortrugen.

Ein trauriger Höhepunkt war, als in einer Schule in einem Bergdorf der Lehrer einen Jungen aus dem Raum warf, als wir mit unseren Geschenken ankamen. Auf Nachfragen wurde uns erzählt, dass der Junge aufgrund einer Lernbehinderung nicht mehr am Unterricht teilnimmt und lediglich zum Aufwärmen in die Schule kommt. Daher sollte er aus Sicht des Lehrers kein Geschenk von uns bekommen. Für uns war jedoch klar, dass auch dieser Junge mit einem Päckchen nach Hause gehen darf. Seine Freude war riesig und auch wir wussten, dass wir das Richtige hier tun. Spätestens jetzt waren auch meine letzten Zweifel ob unsere Päckchen in dieser Region benötigt werden verschwunden.

Nach drei Tagen Päckchen verteilen besuchten wir am letzten Tag noch zwei Kinderheime. Gemütlich zusammen sitzend und den Gitarrenklängen eines Mädchens lauschend, waren nicht nur bei mir die Tränen in den Augen zu sehen. Am nächsten Tag hieß es dann auch schon wieder Abschied nehmen von Alba Iulia und Aufbrechen in Richtung Arad, wo wir den Rest des Konvois für die Heimfahrt nach Deutschland treffen sollten.

Für mich persönlich war das Päckchenverteilen am schönsten im Kindergarten bei den Kleinsten, da hier die Freude über das Geschenk am offensten gezeigt wurde.
Die Woche ging viel zu schnell vorbei und auch wenn unsere Unterkunft kalt und die Dusche morgens maximal lauwarm war, war es eine sehr schöne Woche mit vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken, die mir unvergesslich sein werden. Unsere Gruppe hat sich super verstanden und so kam auch der Spaß neben den ganzen Anstrengungen nicht zu kurz. Dafür geht mein Dank an Alle der Alba Iulia – Truppe; Ihr seid spitze und ich freue mich schon darauf euch hoffentlich im nächsten Jahr wieder beim Konvoi zu treffen!

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