Mittwoch, 11. Dezember 2013

Lina Marado: "Bewegende Momente in Rumänien"


Als ich am Samstagmittag gegen 14 Uhr in mein Bett fiel und meine ermüdeten Augen schloss, wurde mir das erste mal so richtig klar, was ich die letzten sieben Tage über das Leben und seine Werte gelernt hatte. Es war wohl der erste Moment, den ich vollkommen für mich allein hatte seit der Abfahrt in Hanau vor einer Woche. Und es war wohl auch der erste Moment, in dem ich, konfrontiert von meinen Gedanken und Gefühlen, das Erlebte Revue passieren lies.
Durch Nicoles Tochter, Ann-Kahtrin, habe ich von dem Konvoi und seinem Ziel bedürftigen Kindern zu helfen erfahren und war sofort hellauf begeistert von der Idee. Als dann die Zusage, mitfahren zu dürfen, ca. eine Woche vor Abreise eintraf, war die Begeisterung noch größer.

Ich trat die Reise an, um Rumänien kennen zu lernen. Ich wusste wenig über das Land und seine Missstände. Das einzige was mir bekannt war, waren die vielen Vorurteile die wir in Westeuropa gegenüber Rumänen hatten. Ich bin jemand, der sich gerne ein eigenes Bild von den Dingen macht, über die er sich eine Meinung bilden möchte. Das war mein erster Anreiz mitzufahren. Der zweite, viel größere Anreiz war es zu helfen. Nicht einfach nur stumm dazusitzen und abzuwarten, ob etwas passieren würde sondern aktiv zu werden und etwas dafür zutun damit es anderen besser geht. Ich wollte mit dabei sein, wollte Kindern ein Lächeln schenken und mich vergewissern, dass die in Deutschland vorbereiteten Geschenke dort ankommen, wo sie ankommen sollten.

Da ich kein Mitglied eines Serviceclubs bin,, kannte ich vor der Reise keinen der Beteiligten. Aber das änderte sich schon bei der Abfahrt in Hanau. Ich fühlte mich sofort Willkommen und das blieb auch über die Reise durchgängig so. Als wir in Rumänien angekommen waren und dann in Agrar in Gruppen aufgeteilt wurden, entschied sich für mich, zusammen mit 17 weiteren Leuten, die Weiterreise nach Onesti anzutreten.
Dort wurden wir herzlich von zwei Pfarrern und deren Sekretärin empfangen und kamen in einer Pension unter, die uns eine warme Unterkunft bot. Zugegeben, vor der Fahrt nach Rumänien hatte ich mir schlimmere Umstände ausgemalt, in denen wir hausen müssten. Ich war also angenehm überrascht.

Als ich das erste Mal in eine rumänische Schulklasse kam und die Kinder für uns aufstanden und gesungen haben, war das ein überwältigendes Gefühl. Die strahlenden Augen und lachenden Münder, beim Überreichen der Geschenke war jedoch noch viel einzigartiger. Insgesamt konnte ich es schwer glauben so empfangen zu werden, aber unser Eintreffen war was ganz besonderes für die Kids.

Montagabend kamen wir in eine Kirche voller Kinder, ein Chor sang einstudierte Lieder für uns und der Pfarrer bedankte sich mit rührenden Worten bei uns allen, sprach seinen Respekt für unsere ehrenamtliche Arbeit aus und bringt mich bis heute mit seinen Worten zum nachdenken.

Einer der rührendsten Momente in der ganzen Woche war für mich ein ungeplanter. Als wir am Mittwochabend gemeinsam im Zentrum von Onesti Pizza essen waren und anschließend aus dem Restaurant kamen, stand da ein Straßenjunge. Ich schätze ihn auf ca. dreizehn. Er trug eine dreckige Jacke und kaum warme Kleidung und bettelte uns um Geld an. Aber er bekam keines von uns. Stattdessen aber ein großes, in Geschenkpapier eingewickeltes Päckchen, dass seine Augen zum Glänzen brachten. Es war wohl das erste Geschenk in dem Leben dieses kleinen Jungen. Als wir mit dem Auto davon fuhren, sah ich ihm noch lange hinterher, wie er da am Straßenrand stand und anschließend weglief, überwältigt von der Situation, mindestens genauso sehr wie ich es war, aber auf eine ganz andere Art und Weise.
Ja, das war wohl der schönste Moment für mich, gefolgt von vielen, vielen anderen rührenden, lustigen und erlebnisreichen Momente die mich wohl noch lange bewegen und beschäftigen werden. Ich werde diese Reise nie vergessen und es war eine Erfahrung für mein Leben.

Ich hoffe außerdem, nächstes Jahr erneut mit nach Rumänien fahren zu können, um neu gewonnene Freunde wieder zutreffen und erneut zu helfen, die begeisterten Gesichter der Kinder sehen zu können und vor allem, etwas zu tun was mich stolz macht, dabei gewesen zu sein.

Ich wünsche euch Allen frohe Weihnachten,  Lina Mardo

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