Als ich am
Samstagmittag gegen 14 Uhr in mein Bett fiel und meine ermüdeten Augen schloss,
wurde mir das erste mal so richtig klar, was ich die letzten sieben Tage über
das Leben und seine Werte gelernt hatte. Es war wohl der
erste Moment, den ich vollkommen für mich allein hatte seit der Abfahrt in
Hanau vor einer Woche. Und es war wohl auch der erste Moment, in dem ich,
konfrontiert von meinen Gedanken und Gefühlen, das Erlebte Revue passieren
lies.
Durch Nicoles
Tochter, Ann-Kahtrin, habe ich von dem Konvoi und seinem Ziel bedürftigen
Kindern zu helfen erfahren und war sofort hellauf begeistert von der Idee. Als
dann die Zusage, mitfahren zu dürfen, ca. eine Woche vor Abreise eintraf, war
die Begeisterung noch größer.
Ich trat die
Reise an, um Rumänien kennen zu lernen. Ich wusste wenig über das Land und seine
Missstände. Das einzige was mir bekannt war, waren die vielen Vorurteile die
wir in Westeuropa gegenüber Rumänen hatten. Ich bin jemand, der sich gerne ein
eigenes Bild von den Dingen macht, über die er sich eine Meinung bilden möchte.
Das war mein erster Anreiz mitzufahren. Der zweite, viel größere Anreiz war es
zu helfen. Nicht einfach nur stumm dazusitzen und abzuwarten, ob etwas
passieren würde sondern aktiv zu werden und etwas dafür zutun damit es anderen
besser geht. Ich wollte mit dabei sein, wollte Kindern ein Lächeln schenken und
mich vergewissern, dass die in Deutschland vorbereiteten Geschenke dort
ankommen, wo sie ankommen sollten.
Da ich kein
Mitglied eines Serviceclubs bin,, kannte ich vor der Reise keinen der
Beteiligten. Aber das änderte sich schon bei der Abfahrt in Hanau. Ich fühlte
mich sofort Willkommen und das blieb auch über die Reise durchgängig so. Als
wir in Rumänien angekommen waren und dann in Agrar in Gruppen aufgeteilt
wurden, entschied sich für mich, zusammen mit 17 weiteren Leuten, die
Weiterreise nach Onesti anzutreten.
Dort wurden wir
herzlich von zwei Pfarrern und deren Sekretärin empfangen und kamen in einer
Pension unter, die uns eine warme Unterkunft bot. Zugegeben, vor der Fahrt nach
Rumänien hatte ich mir schlimmere Umstände ausgemalt, in denen wir hausen
müssten. Ich war also angenehm überrascht.
Als ich das erste
Mal in eine rumänische Schulklasse kam und die Kinder für uns aufstanden und
gesungen haben, war das ein überwältigendes Gefühl. Die strahlenden Augen und
lachenden Münder, beim Überreichen der Geschenke war jedoch noch viel
einzigartiger. Insgesamt konnte ich es schwer glauben so empfangen zu werden,
aber unser Eintreffen war was ganz besonderes für die Kids.
Montagabend kamen
wir in eine Kirche voller Kinder, ein Chor sang einstudierte Lieder für uns und
der Pfarrer bedankte sich mit rührenden Worten bei uns allen, sprach seinen
Respekt für unsere ehrenamtliche Arbeit aus und bringt mich bis heute mit
seinen Worten zum nachdenken.
Einer der
rührendsten Momente in der ganzen Woche war für mich ein ungeplanter. Als wir
am Mittwochabend gemeinsam im Zentrum von Onesti Pizza essen waren und
anschließend aus dem Restaurant kamen, stand da ein Straßenjunge. Ich schätze
ihn auf ca. dreizehn. Er trug eine dreckige Jacke und kaum warme Kleidung und
bettelte uns um Geld an. Aber er bekam keines von uns. Stattdessen aber ein
großes, in Geschenkpapier eingewickeltes Päckchen, dass seine Augen zum Glänzen
brachten. Es war wohl das erste Geschenk in dem Leben dieses kleinen Jungen.
Als wir mit dem Auto davon fuhren, sah ich ihm noch lange hinterher, wie er da
am Straßenrand stand und anschließend weglief, überwältigt von der Situation,
mindestens genauso sehr wie ich es war, aber auf eine ganz andere Art und
Weise.
Ja, das war wohl
der schönste Moment für mich, gefolgt von vielen, vielen anderen rührenden, lustigen
und erlebnisreichen Momente die mich wohl noch lange bewegen und beschäftigen
werden. Ich werde diese Reise nie vergessen und es war eine Erfahrung für mein
Leben.
Ich hoffe
außerdem, nächstes Jahr erneut mit nach Rumänien fahren zu können, um neu
gewonnene Freunde wieder zutreffen und erneut zu helfen, die begeisterten
Gesichter der Kinder sehen zu können und vor allem, etwas zu tun was mich stolz
macht, dabei gewesen zu sein.
Ich wünsche euch
Allen frohe Weihnachten, Lina Mardo
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