Sonntag, 8. Dezember 2013

Tobias Neumann: „Moldawien – da geht noch was!"

Etwas traurig war ich schon, als ich die Nachricht erhielt, dass der Konvoi in die Ukraine dieses Jahr Opfer politischen Taktierens im Umfeld der Assoziierungsgespräche zwischen der Ukraine und der EU geworden war und abgesagt werden musste. Vergebens das Hoffen bis zum Schluss, die ganze Arbeit vom Maxim, Damien und Udo. Und verdammt viele Kinder, die dieses Jahr keinen Gruß von Kindern aus Deutschland zu Weihnachten bekommen sollten.

Aber… neben der Freude, Peter und Michael, die letztes Jahr schon zum wiederholten Mal in Odessa und Umgebung waren, nach einem Jahr wiederzusehen, war da eine immense Neugier auf ein mir bisher unbekanntes Land und neue Konvoiteilnehmer. Bei letzteren stellte sich schnell heraus, dass die Zusammensetzung ebenso gelungen war, wie letztes Jahr. Viele interessante Gespräche während der nur kurzen (!) Reisezeit, alle haben mit angefasst, wenn es darauf ankam, jeder hat sich eingebracht und viel zum Gelingen der Teamleistung beigetragen.

Und auch Moldawien konnte von Anfang an Punkte sammeln: neben einer herzlichen Aufnahme von sehr bemühten Rotariern, großem Interesse der deutschen Botschaft und örtlicher Medien hatte ich schnell das gute Gefühl, dass die Bereitschaft fremde Solidarhilfe anzunehmen, größer war, als in der Ukraine. Nach ersten Eindrücken in Chisinau (europäische Orientierung erkennbar) hatte ich kurzzeitig Zweifel, ob wir richtig waren. Aber bereits die erste Fahrt mit Michael, Ion und Vitali in eine Randgemeinde von Chisinau, deren Bürgermeister Vitali ist, machte schnell deutlich: hier sind die Päckchen für die Kinder gut aufgehoben. Beeindruckend für mich neben der Spannung der Kinder, der großen Vorfreude auf die Geschenke und das begeisterte Öffnen der liebevoll verpackten und gestalteten Geschenke war die Begegnung mit Vitali: immense Tatkraft und erkennbarer Einsatz mit dem Ziel, das Leben und die Bedingungen in „seiner“ Gemeinde für die Menschen zu verbessern.

Ein Erlebnis war sicherlich die Teilnahme an der Pressekonferenz mit dem Botschafter, Peter, Alex und Adrian. Aber auch die anschließende Fahrt mit Ben (gut durchgehalten!) in Adrians Dacia-Küchenlieferwagen in den Norden bei tollem Wetter hat mir das Land näher gebracht. Alle Übergaben in Singerei waren highlights: ich fühlte die Pakete willkommen, nicht nur von den Kindern, sondern auch von den Erwachsenen, egal ob Betreuer oder Eltern. Besonders rührend: einige Kinder hatten mit einfachen Mitteln Geschenke für die Schenker oder Gedichte vorbereitet. An meine emotionale Grenze gebracht hat mich der Besuch einer Einrichtung für behinderte Kinder: die Riesenfreude, die einfache Luftballons und Süßigkeiten auslösen können, werde ich nicht vergessen.  

Der Höhepunkt der Reise war allerdings Gagausien: Eine solche Armut und widrige Lebensumstände habe ich in Europa nicht für möglich gehalten. Dass im Jahre 2013 fließendes Trinkwasser, wintertaugliche/trockene Räume und hygienische Sanitäranlagen teilweise vollständig fehlen, hat mich umgehauen. Noch mehr, die Vorstellung, dass Kinder unter solchen Bedingungen aufwachsen müssen und Teile der kindlichen Energie dafür draufgehen, damit klarzukommen, anstelle Kind sein zu dürfen. Hier ist auf jeden Fall noch mega-viel zu tun und jeder Punkt der Freude, den ein Weihnachtspäckchen spenden kann, goldrichtig gesetzt. Hoffentlich können wir hier und überall auch im nächsten Jahr wieder helfen!!

Mein Riesendank geht neben Tommy und Peter für die tolle Organisation dem gesamten Team: Ihr habt maßgeblich dazu beigetragen, dass ich eine tolle und unvergessliche Woche erleben durfte! Allen eine fröhliche Weihnacht und… bis nächstes Jahr?

Tobias Neumann (RT117 Hannover)

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